Vom Gedanken an einen Ort ohne jede Materie ging entweder eine Faszination
oder ein Gruseln aus. Philosophen haben sich im Laufe der Jahrhunderte
immer wieder mit der Frage nach dem Nichts beschäftigt, sind aber
auf keinen grünen Zweig gekommen. Für Theologen stellt sich
die Frage nicht, da Gott die Welt aus dem Nichts kraft seiner Allmacht
erschaffen hat. In der Kunst haben Maler schon in den Dreißigerjahren
des 20. Jahrhunderts leere "Bilder" produziert, indem etwa der
Künstler Ad Reinhardt eine weiße Leinwand umrahmte. Der exzentrische
amerikanische Komponist John Cage hat ein Stück komponiert, in dem
der Hörer über 4 Minuten lang einen neuen Typ von Musik zu hören
bekommt, nämlich nichts. Der Autor Michael Ende hat schließlich
in seinem Buch "Die unendliche Geschichte" die Schrecken des
Nichts eindrucksvoll beschrieben.
Die Naturwissenschaften haben zur Frage nach dem Nichts einen eigenen
Zugang gefunden. Wellen sind Schwingungen, die zur Ausbreitung ein elastisches
Medium brauchen. Wasserwellen breiten sich im Wasser aus, Schallwellen
in der Luft. Im 19. Jahrhundert glaubte man, dass Lichtwellen und andere
Strahlen sich in einem Medium namens "Äther" ausbreiten.
Dieser alte Begriff geistert heute noch in Form der "Ätherwellen"
durch unsere Sprache. Dieser Äther sorgte dafür, dass das Universum
mit einem unsichtbaren Medium erfüllt war.
Vor etwa hundert Jahren wurde die Äthertheorie durch die Relativitätstheorie
begraben. Strahlen können sich im leeren Raum ausbreiten und benötigen
kein Medium. Das Gespenst der unendlichen Leere war wieder aufgetaucht.
Das Vakuum wurde damals ein Objekt der Forschung. Es handelt sich dabei
um einen Raum, in dem weder Materie noch Energie existiert.
In der Zwischenzeit hat sich das Blatt gewendet. Die Wissenschaft hat
sich vom Nichts erneut verabschiedet, da man zur Erklärung der Entstehung
der Materie ein allgegenwärtiges "Higgs-Feld" benötigt,
welches dem Universum seine Masse verleiht. Unsere aktuelle Vorstellung
vom Universum hängt davon ab, dass das Teilchen namens "Higgs-Boson"
tatsächlich existiert. Die ersten vagen Meldungen, wonach man das
Higgs-Teilchen entdeckt hat, das etwas übertrieben auch "das
schöpferisches Teilchen" oder "Teilchen Gottes" genannt
wird, fanden sich bereits in einigen Medien. Sollte dieses Teilchen aufgespürt
werden, dann hätte das Universum keine leeren Stellen sondern wäre
voll von Lichtquanten, Neutrinos und Higgs-Teilchen. Weitere Antworten
auf offene Fragen könnte die LHC-Maschine bei CERN in Genf liefern.
Demnächst mehr dazu.
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