Stanley Kubrick (1928-1999) war ein Regisseur, der mehrere Filme drehte,
die zu den größten Kunstwerken der Filmgeschichte zählen.
"2001" ist einer seiner unvergesslichen Meisterwerke. Ein
Computer namens "HAL" kontrolliert die Technik eines Raumschiffs.
Als HAL befürchtet, man könnte ihn abschalten, tötet
er fast die gesamte Besatzung, um - seiner Meinung nach - die Mission
zu retten. Nach dem Tod Kubricks stellte sich die Frage, wer sein
fertiges Drehbuch, in dem das Thema der künstlichen Intelligenz
erneut bearbeitet wurde, verwirklichen sollte. Hollywood-Regisseur
Steven Spielberg nahm sich der Sache an und drehte den Film "Artificial
Intelligence" (künstliche Intelligenz), der in Kürze
bei uns anlaufen wird.
Der Film könnte auch "Artificial Emotions" (künstliche
Gefühle) heißen. Er spielt in einer Welt, in der menschenähnliche
Roboter mit künstlicher Intelligenz - so genannte "Mechas"
- längst Realität sind. Was in dieser Welt der Zukunft noch
zu planen ist, sind künstliche Wesen, die auch Gefühle zeigen
können wie Liebe oder Angst. Der Protagonist des Films, ein "Mecha"
namens David, liebt seine Ziehmutter abgöttisch. Er kennt die
Geschichte von Pinocchio, und genauso wie die liebenswerte Holzpuppe
hat er nur einen Wunsch: Er möchte ein wahrer Mensch werden,
damit ihn seine "Mami" genauso lieben kann, wie er sie liebt.
David weiß, dass ihn ein Mensch nicht wirklich lieben kann,
solange er ein mechanisches Wesen bleibt. Also sucht David die blaue
Fee aus dem Pinocchio-Märchen. Sie soll ihn zum Menschen machen.
In den Naturwissenschaften gibt es ein Denkmodell: Alles, was die Natur
in Jahrmillionen hervorgebracht hat, kann mit Hilfe der Naturgesetze nachgebildet
werden. Die Sache ist, wie wir wissen, nicht so einfach zu verwirklichen,
aber grundsätzlich nicht widerlegbar. Die modernen Wissenschaften
haben viel erfunden - sowohl zum Nutzen als auch zum Schaden von Mensch
und Natur -, und sie werden noch manches hervorbringen. Vor dem Gedanken
aber, der Mensch könnte ein Kunstwesen erschaffen, das ein Ich-Bewusstsein
besitzt, Gefühle zeigt und die Frage nach dem Sinn stellt, schrecken
wir (noch) zurück.
Kubricks legendärer Film "2001" endet surrealistisch
mit der Geburt eines kosmischen Übermenschen. Spielbergs neuer
Film "Artificial Intelligence" beginnt mit einem Kunstwesen
und endet - auch im Wortsinne - eisig kalt und mit einer zwiespältigen
Botschaft. Der Besucher bleibt mit einem Gefühl der Beklemmung
und offenen Fragen allein - ebenso wie bei manchen Erkenntnissen der
modernen Wissenschaften.
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