Das Schlagwort "Nulldefizit" ist hochaktuell. Die Politiker Europas
haben eingesehen, dass eine in den Siebzigerjahren in Mode gekommene Schuldenmacherei
der Staaten nicht weiter verkraftbar ist. In der Staats-Ökonomie
ist also Vernunft eingekehrt, was aber ist in der Ökologie? Beide
Wörter haben den gleichen Ursprung. "Oikos" kommt aus dem Griechischen
und bedeutet soviel wie "Haushalt". Ökonomen beschäftigen sich
mit dem wirtschaftlichen Haushalt, es geht um Ausgaben, Einnahmen, Guthaben
und Schulden. Ökologen untersuchen den Haushalt der Natur, wobei
ebenfalls die Ausgaben den Einnahmen gegenübergestellt werden. Die
ökonomische Notbremse in Richtung Nulldefizit war für die Staaten
notwendig geworden. Die vergleichbare ökologische Situation wird
zwar erkannt, die Maßnahmen lassen indessen zu wünschen übrig.
Der Kommunismus als bürokratisches System musste fehlschlagen, weil
staatlich geregelte Preise die sozialen Regulierungsmechanismen außer
Kraft gesetzt haben. Die wirtschaftliche Erschöpfung war im Kommunismus
vorprogrammiert. Wer ökonomisch versagt, muss ökologisch erst
recht scheitern. Unser freies Wirtschaftssystem weist ebenfalls Umweltdefizite
auf, weil ökologische Wohlfahrt nur teilweise als Nutzen definiert
wird. Saubere Luft, reines Wasser, unbelastete Nahrung wurden zwar als
Wert erkannt, die Überfischung der Meere, der Artenschwund, die ausgelaugten
Böden usw. sind jedoch immer noch vielen Menschen der Industrienationen
egal.
Politisch gibt es drei Ansätze, um zukünftige Probleme zu meistern.
Der administrative Weg versucht durch Gesetze, Verordnungen und Richtlinien
eine Schadensminimierung zu erreichen. Diese bürokratische Methode
wird in der EU favorisiert. Der zweite Ansatz, die "Nullphilosophie",
versucht radikale Lenkung durch Verbot ganzer Produktionszweige, wie etwa
Kernenergie oder Gentechnik. Dies streben die meisten Umweltparteien an.
Der wirtschaftspolitische Ansatz schließlich setzt sich zum Ziel,
ökologische Anliegen mit wirtschaftlichen Mitteln zu bewältigen.
Dies ist der Grundgedanke der noch unverwirklichten ökosozialen Marktwirtschaft.
Die Kosten des Ge- und Verbrauchs der vermeintlich billigen Umwelt (Luft,
Wasser, Energie usw.) müssen demnach mit Preisen versehen werden.
Das Instrument zur volkswirtschaftlichen Preisregulierung stellt das
Steuer- und Abgabensystem dar. Dadurch werden knapper werdenden Umweltgüter
wie etwa Wasserreserven aber auch wünschenswerte regenerierbare Energiequellen
dem freien Markt ökologischen sinnvoll zugänglich gemacht. Auf
Dauer scheint dies der beste Weg sein, der uns in den nächsten Jahrzehnten
vor einem Kollaps der lebenserhaltenden Systeme bewahren könnte.
|
|