Charles Darwin entwarf vor 140 Jahren die erste wissenschaftlich untermauerte
Evolutionstheorie. Die Grundaussage der Theorie lautet, dass die Natur
in einer Vielfalt von Lebewesen den biologisch angepassten Organismen
eine relative Chance zur Fortpflanzung einräumt. Der "Darwin-Award"
(Darwin-Preis) hat mit dieser Theorie das so genannte Selektionsprinzip
gemeinsam. Der Preis wird alljährlich - posthum - von einer Kommission
mit schwarzem Humor verliehen. "Geehrt" werden Zeitgenossen, die sich
aus der Welt der Lebenden auf groteske Weise und durch Eigenverschulden
verabschiedet haben.
Der Gewinner des Darwin-Award 1996 wurde bei den Versuchen, eine Cola-Dose
ohne Bezahlung aus einem Automaten zu entnehmen, vom umstürzenden
Automaten erschlagen. Makaber ist auch die Geschichte des Gewinners von
1997. Einem Zivilangestellten der US Air Force war es gelungen, eine Starthilferakete
zu entwenden. Diese Feststoffraketen werden verwendet, um Transportflugzeugen
auf kurzen Startbahnen zusätzlichen Schub zu verleihen. Er befestigte
die Rakete an seinem Auto und zündete sie auf einem geraden Straßenstück
um die Beschleunigung zu testen. Diese war in der Tat enorm, und weil
Feststoffraketen sich nicht abschalten lassen, erreichte das Fahrzeug
eine Geschwindigkeit von über 500 km/h, hob ab und schlug einen metertiefen
Krater in eine Felswand.
Nominiert wurde auch ein Mann, der seine Schrotflinte am Lauf gepackt
hatte, um die Windschutzscheibe des Autos seiner Exfreundin einzuschlagen.
Aus der geladenen Waffe löste sich durch die Wucht des Aufpralls
ein Schuss, der den Täter in die Brust traf und sofort tötete.
Ein Rechtsanwalt in Toronto warf sich gegen die Glasscheibe im 24. Stock
eines Hochhauses, um seinen Freunden die Stabilität der Fenster zu
demonstrieren. Das Glas zerbrach und der Jurist schlug Sekunden später
auf der Straße auf. Ein junger Kalifornier starb bei einem versuchten
Einbruch. Er hatte sich eine stabförmige Taschenlampe zwischen die
Zähne geklemmt, um die Hände frei zu haben. Er stolperte im
Dunkeln und fiel auf sein Gesicht. Die Taschenlampe wurde in den Rachen
geschlagen und zerstörte einen Halswirbel.
Diese Beispiele schaurig-komischer Begebenheiten erhalten eine gewisse
Aktualität, wenn man die steigenden Unfallzahlen im Straßenverkehr
vor Augen hat. Leider wird immer wieder verdrängt, dass wir Menschen
die in der Technik auftretenden Kräfte oft falsch einschätzen.
Eine Gesellschaft, die ihre Verletzten und Unfalltoten - gleichsam als
unvermeidbare Opferlämmer der Technik - mit Gleichgültigkeit
sieht, hätte in ihrer Gesamtheit einen Darwin-Award verdient.
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