Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 1998

Die Gedankenfreiheit ist die einzig wahre und die größte Freiheit, die der Mensch erreichen kann.
(Maxim Gorki)


21. November 2024


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GENE und GEWALT

Gewaltverbrecherhinterlassen am Tatort meist kleine Spuren: Speichel, Hautfetzen, Bluttropfen, Haare. Mit Hilfe der modernen Gentechnik kann man diesen winzigen Spuren Informationen entlocken, und dies ist erstmals einem Sexualmörder in England zum Verhängnis geworden. In Deutschland versucht man zur Zeit mit Hilfe des bisher umfangreichsten genetischen Massentests den Mörder eines Mädchens zu finden. Dieser Test hat eine über hundertjährige Geschichte.

Der Augustinerpater Johann Gregor Mendel war der Entdecker der grundlegenden Gesetze der Genetik. Nach Kreuzungsversuchen mit Erbsen definierte er in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts die Gene als "Elemente", die von den Eltern auf die Nachkommen vererbt werden. 1871 entdeckte der Schweizer Chemiker Friedrich Miescher in seinem Tübinger Labor in den Spermien von Forellen ein Riesenmolekül, dessen chemische Zusammensetzung er als phosphorhaltige Säure beschrieb. Sie sollte sich später als die Erbmasse aller Lebewesen erweisen, das Molekül nennt man heute (abgekürzt) "DNA".

1923 gelang es dem amerikanischen Genetiker Thomas Hunt Morgan, die Lage der Gene auf den Chromosomen im Zellkern zu lokalisieren. Er erstellte erstmals die sogenannten "Morganschen Genkarten". 1944 identifizierte der Amerikaner Theodore Avery die DNA eindeutig als die Substanz der Vererbung. Die drei Biologen Francis Crick, James Watson und Maurice Wilkins entschlüsselten 1953 erstmals die Form dieser DNA, beschrieben deren Funktionsweise und bekamen 1962 dafür den Nobelpreis.

1967 entdeckte der Schweizer Mikrobiologe Werner Arber in Bakterien die Restriktions-Enzyme. Es handelt sich dabei um Moleküle, welche die Erbsubstanz DNA an typischen Stellen aufschneiden können. Für die Entdeckung, Isolierung und Charakterisierung der Restriktions-Enzyme erhielt er 1978 zusammen mit zwei Amerikanern den Medizin-Nobelpreis.

In den Siebzigerjahren entwickelten schließlich die Molekularbiologen Herbert Boyer und Stanley Cohen ein neues Verfahren, mit dessen Hilfe sie Fremdgene in lebende Zellen einschleusen konnten. Die Entdeckung der Restriktions-Enzyme und das Boyer-Cohen-Patent markieren den Beginn der modernen Gentechnik.

Mit Hilfe der sogenannten Polymerase-Kettenreaktion (PCR) kann man winzigste Mengen der Erbmasse vervielfältigen. Diese erst in den Achzigerjahren entwickelte Methode ist heute weder aus der Wissenschaft noch aus der Kriminalistik wegzudenken. Unter Verwendung dieser Technik kann man aus einem DNA-Molekül hundert Milliarden Moleküle erzeugen und anschließend exakt analysieren.

Die Errichtung von DNA-Datenbanken zur Speicherung der genetischen "Fingerabdrücke" von Gewaltverbrechern stößt bei Datenschützern auf gewisse Bedenken, dürfte weltweit aber bald zum Standard der Kriminalistik zählen.

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© 1998 Rudolf Öller, Bregenz


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Helden der Wissenschaft:
Roger Penrose
(* 1931)
berechnete gemeinsam mit Stephen Hawking die Verteilung von Masse und Energie im Universum und bewies die Existenz von Schwarzen Löchern.


Rudolf Oeller:

Typhon District

Thriller über eine Gruppe von Wissenschaftlern, die Gott gründlich ins Handwerk pfuscht und dabei zugrunde geht.
Europa Verlagsgruppe. ISBN 9791220149914

Alles beginnt mit einer harmlosen Untersuchung: Als Ben, ein Molekularbiologe, um Hilfe gebeten wird, weil die Schimpansenweibchen im Zoo keinen Nachwuchs bekommen, ahnt er noch nicht, dass seine Welt bald aus den Fugen geraten wird. Die Ursache der Zeugungsunfähigkeit ist nämlich eine Chromosomenmutation der Affendamen, und die bringt seinen Chef auf eine folgenreiche Idee. So entsteht das unter Verschluss gehaltene Projekt Typhon District, benannt nach einem Hybridmonster aus der Mythologie. Erst allmählich kommen bei Ben und seinem internationalen Team Zweifel auf. Doch da sind sie bereits tief in einem Strudel von Geld und Machtgier, Manipulation und Skrupellosigkeit gefangen. Nicht nur ihre eigenen Leben sind bedroht. Als sie das bemerken, ist es bereits zu spät.

Das Buch ist sowohl im Handel als auch im Internet erhältlich.