Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2003

Als ich aus der Zelle durch die Tür in Richtung Freiheit ging, wusste ich, dass ich meine Verbitterung und meinen Hass zurücklassen musste, oder ich würde mein Leben lang gefangen bleiben.
(Nelson Mandela)


21. Dezember 2024


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50 JAHRE DOPPELHELIX

1927 verkündete der amerikanische Genetiker und spätere Nobelpreisträger Hermann Muller, dass es ihm mit Hilfe von Röntgenstrahlen gelungen sei, bei Insekten Veränderungen (Mutationen) der Gene zu erzeugen. Gene wurden daraufhin für molekulare Gebilde innerhalb der Zellen gehalten. Doch was war nun ein Gen wirklich? Muller war klar, dass die damals in den Kinderschuhen steckende Genetik nur dann weiterkommen konnte, wenn Physiker und Chemiker an der genetischen Forschung mitmachten.

Anfang der Dreißigerjahre kam Muller nach Berlin und führte Gespräche mit dem russischen Genetiker Timoféef-Ressovsky und dem deutschen Biophysiker Max Delbrück. Aus den gemeinsamen Beratungen ging hervor, dass die Gene der Lebewesen Moleküle sein mussten. Gene waren also keine abstrakten Gebilde mehr sondern mussten eine chemisch-physikalisch messbare Struktur haben.

Diese Idee, die damals langsam eine Form anzunehmen begann, begeisterte den österreichischen Physiker und Nobelpreisträger Erwin Schrödinger, der sich in Fragen der Biologie einarbeitete und das Buch „Was ist Leben“ schrieb, das 1944 erstmals erschien. In diesem Buch findet sich der prophetische Satz: „Vielleicht bildet sogar das ganze Chromosom … eine Einheit, einen großen Atomverband mit vielen einzelnen Untergruppen.“ Schrödinger sollte Recht behalten.

Am 19. Mai 1946 erschien auf der letzten Seite des „New York Time Book Review“ eine Besprechung von Schrödingers Buch „What is Life?“. In der Rezension hieß es, dass Schrödinger das wichtigste ungelöste Problem der Biologie des 20. Jahrhunderts richtig beschrieben habe: Worin liegt die Natur der Gene? Der achtzehnjährige amerikanische Student James Watson las auf Grund dieser Buchbesprechung Schrödingers Werk und war sofort von der Idee besessen, der Struktur der Gene auf den Grund zu gehen.

Sieben Jahre später, 1953, löste James Watson gemeinsam mit dem Engländer Francis Crick im englischen Cambridge das Geheimnis des Lebens. Die beiden Männer entzifferten das Molekül der Erbmasse, die „Deoxy-ribonucleic-acid“, kurz „DNA“ (international) oder „DNS“ (deutsch) genannt. Das Riesenmolekül hat die Gestalt einer Doppelschraube und wird daher auch als „Doppelhelix“ bezeichnet. Mit der Entschlüsselung der DNA war die Grundlage für die Gentechnik gelegt, die in den Siebzigerjahren begann. Mit der vor genau 50 Jahren erfolgten Entdeckung der beiden Genetiker Watson und Crick verlor die Biologie ihre Unschuld, öffnete aber gleichzeitig der Medizin, welche die Erkenntnisse der modernen Biologie nach und nach übernahm, neue Wege.

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© 2003 Rudolf Öller, Bregenz