Welt der Naturwissenschaften und Politik
|
DER PROGRAMMIERTE TOD |
"Beati mortui in domino morientes" so beginnt ein ergreifendes geistliches Lied von Mendelssohn-Bartholdy, "gesegnet sind die Toten, die im Herrn verstorben sind". Der Tod als unausweichliches Ende unseres irdischen Lebens hat Komponisten, Schriftsteller und Philosophen seit Menschengedenken beschäftigt. Neuerdings befassen sich auch Millionäre auf ungewöhnliche Weise mit dem Tod. Für den 83jährigen texanischen Ölbaron Miller Quarles ist der Tod eine Krankheit, die man mit Hilfe der modernen Wissenschaft heilen könne. Quarles hat für die Heilung dieser "Krankheit" Tod einen Preis von 100.000 US-Dollar ausgesetzt. Tatsächlich ist es einer Gruppe von US-Forschern kürzlich gelungen, menschlichen Zellkulturen durch Behandlung mit dem Enzym "Telomerase" eine Art Unsterblichkeit zu verleihen. Sofort schwoll der Chor der unkritischen Fortschrittsgläubigen an. "Der bedeutendste Wandel der menschlichen Geschichte" schwärmten einige amerikanische Ärzte in beinahe schon entzückender Naivität, wohl nicht ahnend, daß die irdische Unsterblichkeit einen Haken hat. Die Frage des verstorbenen Sängers Freddy Mercury, "who wants to live forever?" - "wer will ewig leben?" enthält einen Hinweis auf die evolutionäre und ökologische Sackgasse. Warum wohl hat die Natur eine Fortpflanzung vorgesehen? Die Natur hat eine Fortpflanzung vorgesehen, weil auch der Tod vorgesehen, ja sogar genetisch programmiert ist. Der durch die natürliche Nahrungskette seit Jahrmillionen erfolgende Aufbau, Umbau und Neubau der Stoffe verlangt zwingend nach Kommen des Neuen und Gehen des Alten. Medizin, bessere Ernährung, bequemere Wohnverhältnisse und andere Umweltbedingungen haben den statistischen Todeszeitpunkt der Menschen hinausgeschoben, doch das Programm des Todes läßt sich nicht abschalten. Eine menschliche Gesellschaft ohne Tod wäre gespenstisch. Es wäre eine Gesellschaft von Greisen, für die junge Menschen, soferne es sie überhaupt noch gäbe, Organspenderklaven wären - mit der Option, selbst zu ewig lebenden Zombies zu werden. Der Tod hat für den religiös denkenden Menschen keinen Schrecken, weil der Glaube an eine Auferstehung die vermeintliche Sinnlosigkeit des Todes dahinschwinden läßt. Der Tod hat aber auch in der Natur trotz aller Bitternis einen Sinn. "Mortem effugere nemo potest" erkannte schon der römische Staatsmann und Philosoph Cicero, "niemand kann dem Tod entkommen". Der biologische Tod ist nicht nur das Ende des Lebens, er ist gleichzeitig die unabdingbare Voraussetzung für den Weitergang des Lebens auf unserem Planeten. |
Fackel in der Finsternis
|
© 1998 Rudolf Öller, Bregenz |
Helden der Wissenschaft: |
|
Rudolf Oeller:Typhon DistrictThriller über eine Gruppe von Wissenschaftlern, die Gott gründlich ins Handwerk pfuscht und dabei zugrunde geht.
|