Kinder, die an Progerie erkrankt sind, sehen aus wie Fabelwesen. Es
handelt sich um kleine Greise, die in rasendem Tempo verfallen und die
im Alter von 10 Jahren an Herzschwäche, an Organversagen und anderen
Krankheiten leiden, die üblicherweise erst gegen Lebensende auftreten.
Progerie-Kinder sterben meist zwischen dem 10. und 15. Lebensjahr an Herzinfarkt
oder Hirnschlag. Progerie wurde vor etwas mehr als 100 Jahren von den
britischen Ärzten Jonathan Hutchinson und Hastings Gilford beschrieben.
Die Krankheit heißt im Fachjargon "Progeria infantilis"
oder auch "Hutchinson-Gilford-Syndrom". Die ersten Symptome
der Krankheit zeigen sich schon im Alter von wenigen Monaten in Form einer
dünnen, schuppigen Haut. Im 3. Lebensjahr wird die Krankheit allgemein
und deutlich sichtbar. Die Haare fallen aus, auf der Haut zeigen sich
dunkle Pigmentflecken, die Gelenke versteifen. Da die Kinder keine Sexualhormone
bilden, bleiben Muskel- und Knochenwachstum zurück, und die Pubertät
wird nie erreicht.
Progeriekinder sind in letzter Zeit in den Mittelpunkt des Interesses
der Genetiker gerückt. Obwohl man die Ursachen der Krankheit noch
nicht sicher kennt, zweifeln heute weder Genetiker noch Fachärzte
daran, dass es sich um eine spontan auftretende genetische Fehlsteuerung
handelt. Das hört sich alles enorm wissenschaftlich an, daher stößt
es auf wenig Interesse. Die Theorie der Fachleute enthält aber eine
klare Botschaft. Im Grunde sagen uns die Progerie-Kinder laut übereinstimmender
Meinung der Biologen nichts anderes, als dass das Altern kein natürlicher
Verschleiß sondern ein genetisch festgelegtes Konzept ist. Wir können
durch medizinische Versorgung und eine gesunde Lebensweise bis an die
oberen Grenzen unserer biologischen Programmierung gehen, wir können
das Programm jedoch unmöglich austricksen.
Scharlatane und Quacksalber machen längst mit der Angst vor dem
Alter ein Milliardengeschäft. In einem öffentlichen Appell haben
51 amerikanische Altersforscher kürzlich vor der Nutzlosigkeit, ja
sogar der gesundheitlichen Gefährlichkeit von Mitteln gegen das Altern
(so genannte "Anti-Aging-Mittel") gewarnt. Nach sämtlichen
wissenschaftlichen Erkenntnissen lässt sich der ablaufende Alterungsprozess
durch kein einziges der angepriesenen Mittel aufhalten. Wenn wir es auch
nicht gerne hören wollen: Altern und Tod sind vorprogrammiert. Das
Sterben ist im genetischen Spielplan des Lebens festgeschrieben, und dies
hat - auch jenseits jeder Religion und Philosophie - durchaus seinen Sinn.
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