Die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften
(www.gwup.org) und andere vergleichbare
Institutionen zählen jedesmal zur Jahreswende die Irrtümer der
Astrologen, Hellseher und anderer Zukunftsforscher auf. Im abgelaufenen
Jahr wurden der Rücktritt von Kanzler Kohl, zum wiederholten Mal
der Tod von Papst Johannes Paul II, eine Welle von grausamen Selbstmord-Attentaten
durch Schiiten in Europa und andere vermeintliche Sensationen "vorausgesagt".
Andererseits haben die Seher entscheidende Ereignisse "übersehen",
wie etwa die schwere Panne der Raumstation MIR, der Massenmord an den
Touristen in Ägypten oder der tödliche Unfall von Lady Diana.
Zufallstreffer kommen beim Blick in die Zukunft immer wieder vor. Dies
ist leicht zu erklären. Wenn man beispielsweise dreißig Schülerinnen
und Schüler einer Klasse ersucht, Prognosen über Todesfälle,
Vulkanausbrüche, Erdbeben, Terroranschläge usw. abzugeben, dann
erhält man eine Sammlung von Vermutungen, von denen einige sich als
richtig herausstellen werden. Die Schüler tippen bei diesem Ratespiel
nicht öfter daneben als die Astrologen und andere Seher. Man kann
auch den Tod eines älteren prominenten Menschen jahrelang "voraussagen",
denn irgendwann tritt jeder Mensch seine letzte Reise an.
Keine Wissenschaft der Welt kann exakt in die Zukunft blicken. Prognosen
sind bei Aktienkursen, beim Wetterbericht usw. gebräuchlich, aber
diese Weissagungen sind bestenfalls kurzfristig von Wert und mit unvermeidlichen
statistischen Fehlern behaftet. Der Philosoph Sir Karl Popper hat gelehrt,
daß alle Wissenschaften Theorien präsentieren. Theorien sind
gute Denk- und Erklärungshilfen, aber es handelt sich niemals um
starre Dogmen, schon gar nicht um letzte Wahrheiten.
Die Wissenschaften, insbesondere die Naturwissenschaften, kann man als
machtvolles System sehen. Diese Wissenschaften können viel, vielleicht
schon zu viel, aber zwei Dinge sind ihnen fremd. Erstens kann keine Wissenschaft
sicher in die Zukunft blicken, zweitens kann keine Wissenschaft ewige
und endgültige Wahrheiten präsentieren.
Die Astrologen haben es großteils aufgegeben, überhaupt noch
Prognosen zu stellen. Zu groß ist die Angst geworden, bloßgestellt
zu werden. In den letzten Jahren wurden wissenschaftliche Tests von Prophezeihungen
immer häufiger durchgeführt. Die Ergebnisse waren für die
Astrologen äußerst peinlich. Die Mehrheit der Sterndeuter begnügt
sich daher nur noch mit parapsychologischen Charakterdeutungen. Das Horoskop
gebe demzufolge Auskunft über das "wahre Selbst" eines
Menschen und trage so zur Lebenshilfe bei. Diese Versprechungen sind jedoch
mit Skepsis zu betrachten, ihr wissenschaftlicher Wert ist umstritten
um nicht zu sagen bedeutungslos.
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