Die Wurzeln der Alkoholsucht liegen nicht nur in unserer Gesellschaft.
Sie gehen weiter zurück. Bereits Stammvater Noah, der Erbauer der
legendären Arche, war ein Komasäufer (Genesis 9,21), der sich
im Rausch daneben benommen hat. Auch Alexander der Große war ein
Schluckspecht. Nach Meinung einiger Historiker hat er sich zu Tode gesoffen.
Bei der Suche nach den ersten Drogensüchtigen und Alkoholikern
landen wir aber nicht beim Menschen sondern im Tierreich.
Auf Madagaskar gibt eine Halbaffenart, den Mohrenmaki. Diese putzigen
Kerle schnappen sich gierig jeden Tausendfüßer, den sie kriegen
können und kneten ihn. Das schadet dem Tausendfüßer
nicht, aber er versprüht zur Abwehr ein zyanidhaltiges Gift, das
sich die Affen ins Fell reiben, um damit Parasiten wie Mücken und
Milben zu töten. Gleichzeitig hat das Gift eine berauschende Wirkung.
Die Makis beginnen zu torkeln und greifen mit ihren Armen ins Leere.
Sie sabbern aus ihrem halb geöffneten Maul, und die geschwollenen
Augenlider gehen auf Halbmast. Nach jeder Tausendfüßerdröhnung
sehen die Kerle aus als ob sie tagelang durchgesoffen hätten.
Saint Kitts ist eine kleine Insel, die früher Saint Christopher
hieß. Die Vulkaninsel hat 45.000 Einwohner und liegt rund 2000
Kilometer südöstlich von Miami. In früheren Jahrhunderten
kamen mit den Sklavenschiffen auch grüne Meerkatzen an, die in
Afrika südlich der Sahara weit verbreitet sind. Seither gibt es
auch in der Karibik Kolonien dieser graugrün gefärbten Affenart.
Irgendwann machten diese Tiere Bekanntschaft mit dem Alkohol, seither
plündern sie regelmäßig die Strandbars. Biologen studieren
dieses Verhalten, dabei wurden erstaunliche Parallelen zu den Menschen
gefunden. Ein bestimmter Prozentsatz der Affen lehnt Alkohol ab. Diese
Abstinenzler trinken nur Wasser und Fruchtsäfte. Andere Affen trinken
gelegentlich Alkohol, aber 12 Prozent trinken regelmäßig,
und 5 Prozent sind Kampftrinker. Sie schütten am Strand jedes unbewachte
Glas Wein oder Rum in sich hinein, bis sie bewusstlos umfallen. Die
prozentuellen Verteilungen der äffischen Trinkgewohnheiten entsprechen
ungefähr den Zahlen in menschlichen Gesellschaften.
Der Alkoholismus unter Jugendlichen ist nicht auf eine allgemeine Verlotterung
zurückzuführen. Der Grund liegt in der guten finanziellen
Ausstattung der Jugendlichen und, wie bei den Strandaffen, in der leichten
Erreichbarkeit harter Getränke. Dies ist, ebenfalls wie bei den
Affen, eine Gefahr für die zur Sucht neigenden Kinder. Der Gesetzgeber
muss aus diesem Grund die Schutz- und Strafbestimmungen entsprechend
nach oben schrauben, denn die kleinen Komasäufer von heute sind
die Alkoholiker und Sozialhilfeempfänger von morgen.