Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2007

Die Freiheit ist ein Luxus, den sich nicht jedermann gestatten kann.
(Otto von Bismarck)


19. April 2024


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"MONSIEUR DÉTERMINATION"


Nicolas Sarkozy hat das erste Rennen gewonnen. Wenn er auch die Stichwahl gewinnt, dann ist er der neue Präsident Frankreichs. Sarkozy gilt als rabiater Stratege, der nach dem Erfolgsrezept des ehemaligen Bayrischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß vorgeht, wonach rechts neben ihm kein Platz sein darf. Mit dieser Methode ist er zum Gottseibeiuns der Linken aufgestiegen. Wenn es um die ganz große Macht geht, dann reichen offenbar die feinen Klingen und Holzprügel nicht mehr. Da braucht es schon Vorschlaghämmer. Die Sätze, die in einem Wahlkampf fallen, sollte man nicht auf die Goldwaage legen, aber eine Äußerung von Sarkozy blieb zumindest im Gedächtnis der Biologen hängen. Es war sinngemäß davon die Rede, dass Kinderschänder als solche zur Welt kommen. Ihr Schicksal sei vom Anfang an durch ihre Gene festgelegt.

Die Idee der Vorherbestimmung ist keine Ausgeburt des 20. Jahrhunderts, sie ist uralt. Kein Geringerer als der Heilige Augustinus, der gemeinsam mit anderen Heiligen, wie Ambrosius und Hieronymus, zu den „Kirchenlehrern“ gezählt wird, hat die „Prädestinationslehre“ vertreten. Sie entstand im Streit mit seinem Widersacher, dem Mönch Pelagius. Dieser vertrat die Meinung, die freie sittliche Tat könne Gott besänftigen und zur Rettung des Menschen führen. Wer anständig und gottgefällig lebt, hat eine Chance auf einen Platz im Paradies. Augustinus widersprach. Er war, unter Berufung auf die Erbsünde und die Lehre des Apostel Paulus, der pessimistischen Meinung, dass der Mensch unfrei sei. Sein Schicksal ist nach Gottes Willen angeboren. Nur Gott allein verdamme und errette die Menschen nach seinem unerforschlichen Ratschluss. Diese Lehre konnte sich in der Kirche nie durchsetzen. Die Kirche verwässerte Augustinus’ Darstellung und entwickelte später eine Art Augustinus-Pelagius-Mischtheologie.

In den Wissenschaften gab es eine vergleichbare Entwicklung, wobei sich die philosophischen Randzonen des Menschenbildes in der Hand von Ideologen befinden. Einerseits gab und gibt es die Überzeugung, unsere Gene bestimmten zu hundert Prozent unser Schicksal. Auf der anderen Seite gibt es das Gegenmodell, wonach alle Menschen als unbeschriebene Wesen und absolut gleich zur Welt kommen. Allein das Umfeld präge und bilde einen Menschen. Beide extremen Ansichten sind unhaltbar. Die Menschen sind von Natur aus grundverschieden. Alle Versuche von Königen, Fürsten, Pädagogen, Philosophen und Diktatoren, die Menschen gleichzuschalten, sind ausnahmslos gescheitert. Weder Erziehung noch Dressur kann sie gleich machen, aber Erziehung und Bildung können den Lebenschancen eines Menschen sehr wohl eine Richtung geben. Demnächst mehr dazu.




© 2007 Rudolf Öller, Bregenz


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hat mit seiner drahtlosen Nachrichtenübermittlung dafür gesorgt, dass wir uns heute vom Nachrichtenschrott in Radio und TV belästigt fühlen dürfen.

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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