Der deutsche Philosoph Georg Friedrich Wilhelm Hegel (1770 - 1831)
war der letzte Vertreter des „deutschen Idealismus“, eine
einst mächtige Ideologie, die heute nur noch Geschichte ist. Hegel
stammt aus einer Beamtenfamilie, seine Mutter war so gebildet, dass sie
ihrem Sohn Latein beibringen konnte. Hegel war ein ernster und fleißiger
Schüler und zeigte ein vielfältiges Interesse. Er las Sokrates,
Homer, Platon und Aristoteles, wobei die letzten beiden einen großen
Einfluss auf das Denken des jungen Schülers ausübten. Hegel
übersetzte „Antigone“ von Sophokles in Gedicht-form in
die deutsche Sprache, später lernte er Englisch, Französisch
und Hebräisch.
Im Alter von 18 Jahren trug sich Hegel im theologischen Seminar im Tübinger
Stift als Student ein, doch sein Interesse an der Theologie erlahmte
bald. Die französische Revolution hinterließ bei allen aufgeschlossenen
jungen Männern einen nachhaltigen Eindruck, so auch beim jungen
Hegel. Wegen seiner trockenen und ernsten Art, die auch beim Kartenspiel
und am Biertisch zu beobachten war, bekam Hegel schon als Jugendlicher
den Spitznamen „alter Mann“.
Berühmt wurde Hegel durch die Dialektik, ein Begriff, der auf Hegels
Vorbild, den griechischen Philosophen Platon, zurückgeht. Die Dialektik
ist nach Hegel die Anstrengung des denkenden Subjekts, über sich
selbst hinauszugehen. Der Verstand setzt eine These. Die dialektische
Vernunft setzt eine verneinende Antithese, es entsteht so ein Widerspruch.
Die spekulative Vernunft bewirkt sodann das Zusammentreten von Spruch
und Widerspruch in der höheren Vereinigung der Widersprüche
zu einer Synthese. Nachdem Hegel die Kunst der Dialektik zu neuen spekulativen
Höhen getragen hatte, wurde er der Liebling aller, die eine schnelle
Einführung in die Mysterien der Welt der mühevollen Kleinarbeit
einer Wissenschaft vorzogen. Man kann es auf den Punkt bringen: Hegel
wurde durch seine Fixierung auf die Dialektik zu einer Art Schutzpatron
der Schwafler und Heißluftbläser.
Sir Karl Popper listet in einem seiner Hauptwerke („Die offene
Gesellschaft und ihre Feinde“) seitenlang genüsslich Hegels
schauderhafte Denk- und Argumentationsfehler auf. Popper schreibt dazu:
„Es erhebt sich die Frage, ob sich Hegel, durch seinen eigenen Jargon
hypnotisiert, selbst hinters Licht geführt hat, oder ob er unverfroren
genug war, andere zu verhexen oder hinters Licht zu führen. Ich bin
überzeugt, dass letzteres zutrifft. Auch Schopenhauer lässt
an Hegel kein gutes Haar: „… er [Hegel] hat auf die Philosophie
und dadurch auf die deutsche Literatur überhaupt einen höchst
verderblichen, eigentlich verdummenden, man könnte sagen pestilenzartigen
Einfluss gehabt.“