Die Europäische Organisation für Kernforschung CERN (Conseil Européen
pour la Recherche Nucléaire) wurde mit dem Ziel der Grundlagenerforschung
im Bereich der Nuklearphysik gegründet. Zu dieser Hauptaufgabe hat
sich im Laufe der Jahre die Bearbeitung der Frage über die Entstehung
der Materie und des Universums gesellt. Die ersten Mitglieder von CERN
waren Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien,
Italien, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Schweden und die
Schweiz. Später kamen andere europäische Länder hinzu.
Die innersten Geheimnisse der Materie werden bei CERN erforscht, indem
Elementarteilchen wie leichte (Leptonen, z.B. Elektronen) oder schwere
Partikel (Hadronen, z.B. Protonen) stark beschleunigt und dann zur Kollision
gebracht werden. Zu den Beschleunigeranlagen gehören unter anderem
das SPS (Super Proton Synchrotron) und der 27 Kilometer lange LEP-Ring
(Large Electron-Positron Collider), in dem Elektronen und Positronen nahezu
bis zur Lichtgeschwindigkeit beschleunigt wurden. Zurzeit wird der LHC
(Large Hadron Collider = großer Schwerteilchenbeschleuniger) gebaut,
in dem in einigen Jahren Protonen aufeinander geschossen werden sollen.
Mit dieser gigantischen Maschine sollen unvorstellbare und bisher unerreichte
Energiemengen von bis zu 14 Tera-Elektronenvolt umgesetzt werden. In diesem
LHC-Beschleuniger soll nach schweren supersymmetrischen Teilchen und dem
bisher umstrittenen „Higgs-Boson“ gesucht werden.
Am CERN wurde auch auf der Basis des Internets, das bis in die Achtzigerjahre
Militärs, Wissenschaftler und Studenten, nicht aber Firmen und Privatpersonen
benützten, vom jungen CERN-Wissenschaftler Tim Berners-Lee die Idee
des World Wide Web (weltweites Datennnetz) entwickelt und umgesetzt. Derzeit
arbeitet man am CERN intensiv an der Entwicklung des „data-grid“,
aus dem sich später das „World Wide Grid“ (weltweites
Datengitter) entwickeln soll, welches das World Wide Web irgendwann ablösen
könnte. Diese Weiterentwicklung ist nötig, um die ungeheuren
Datenmengen von geschätzten 100 Gigabyte pro Sekunde zu bewältigen,
die in wenigen Jahren anfallen werden, wenn der neue große Ringbeschleuniger
seine Messungen aufnimmt.
Der ehemalige Direktor des Konkurrenz-Beschleunigers „Fermilab“
in der Nähe von Chicago, der amerikanische Nobelpreisträger
Leon Lederman, meinte einmal, Fermilab habe eine großartige Architektur,
das Essen in der Kantine sei aber schauerlich. Bei CERN ist es genau umgekehrt.
CERN feierte am 29. September 2004 sein 50. Bestandsjubiläum.
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