"Mater certa, pater semper incertus" wussten schon die Römer:
"Die Mutter [eines Kindes] ist bekannt, aber der Vater sei stets
ungewiss". Die Römer erkannten offenbar damals schon, dass die
Fortpflanzung mitunter weite Wege geht und sowohl Männer als auch
Frauen manchmal Grund zum Misstrauen haben. Ein Professor pflegte das
einmal so auszudrücken: Wenn das Kind dem Vater ähnlich sieht,
ist es Vererbung, wenn es dem Nachbarn ähnelt, nennt man es Umwelteinfluss.
Der österreichische Psychotherapeut und Kabarettist Bernhard Ludwig
hat in seinem Seminar-Kabarett "Anleitung zur sexuellen Unzufriedenheit"
seinem Publikum mitgeteilt, dass nicht weniger als 10 Prozent aller Kinder
nicht vom vermeintlichen Vater stammen sondern unterlegte "Kuckucke"
sind.
Bis vor kurzem konnten sich Frauen mit auswärts gezeugtem Nachwuchs
halbwegs sicher fühlen. Blutgruppenvergleiche können gewisse
Hinweise liefern, aber dazu müsste man deren Vererbung richtig deuten
können. So kann ein Kind Blutgruppe Null haben, auch wenn ein Elternteil
A, der andere B hat. Hat ein Elternteil aber Blutgruppe AB, so kann das
Kind nicht Null haben.
Die Gentechnik hat in den letzten Jahren vor allem im analytischen Bereich
Fortschritte erzielt. In Vorarlberg wurden schon vor Jahren die Kriminalfälle
Unterweger und Pobornikoff mit Hilfe der Gentechnik gelöst. "Jack"
Unterweger war ein Massenmörder, eine Bregenzer Prostituierte zählte
zu seinen Opfern. Biologisches Material wurde in Unterwegers Auto gesichert
und gentechnisch ausgewertet, was zur Täterüberführung
beitrug. Herr Pobornikoff tötete seine Frau, enthauptete die Leiche
und vergrub sie im Wald. Im Haus gefundene Blutspuren wurden mit der Leiche
gentechnisch verglichen. Das Ergebnis führte zur Verurteilung des
Mörders.
Heute ist die Anwendung der Gentechnik in der Kriminalistik Routine geworden.
Man fand zudem weitere Anwendungsbereiche. Es können die Herkunft
eines Nutztieres oder einer Zuchtpflanze bestimmt oder bei einem Unglück
verbrannte Menschen identifiziert werden.
Ein weiterer Anwendungsbereich ist der Vaterschaftsnachweis. Väter
können sich durch die Zuordnung eines Kindes nicht mehr vor Alimenten
drücken, und Frauen mit liebreicher Vergangenheit dürfen mit
unverhofften Enthüllungen rechnen. Man benötigt nur zwei mit
je einem Wattestäbchen angefertigte Mundabstriche des Mannes und
des Kindes. Der genetische Vergleich ist Sache von Firmen, die auch im
Internet präsent sind. (zB. www.vaterschaftsnachweis-online.de).
Ein anonymer Test ist leistbar. Was so ein Test auch bringen
mag - "praeterita mutare non possumus" erkannte schon Cicero:
"Vergangenes können wir nicht ändern".
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