Anatomische Ähnlichkeiten zwischen Tieren und Menschen waren schon
früh bekannt. So hatte bereits Aristoteles bemerkt, dass der Delfin
dem Menschen ähnlicher ist als den Fischen. Im Laufe der Jahrhunderte
machten sich Philosophen immer wieder Gedanken über die Verwandtschaft
der Arten, aber erst die Geologie bereitete den Weg für die moderne
Evolutionstheorie. 1785 veröffentlichte der Schotte James Hutton
ein Buch mit dem Titel "Theorie der Entstehung der Erdoberfläche".
Darin beschrieb er, wie Wasser, Eis und Wind die Erde in Millionen Jahren
verändert hatten. Diese neue Theorie über das Alter der Erde
wurde zunächst bekämpft. Man musste aber zugeben, dass dadurch
die Fossilfunde, für welche sich die Biologen gerade erst zu interessieren
begannen, eine Erklärung fanden.
Der große wissenschaftliche Wurf gelang Charles Darwin (1809 -1882).
Darwin studierte Medizin und Theologie, doch Biologie und Geologie interessierten
ihn mehr. 1831 wurde Darwin eingeladen, bei einer Weltexpedition mit dem
Forschungsschiff "Beagle" mitzumachen. 1836 kehrte Darwin nach
England zurück. In rascher Folge erschienen wissenschaftliche Arbeiten
über die Abstammung der Arten. 1859 pub-lizierte Darwin sein Hauptwerk
"On the Origin of Species by Means of Natural Selection" ("Über
die Entstehung der Arten durch natürliche Selektion").
Darwin wurde vorgeworfen, seine zentrale Theorie von der Evolution des
Lebens durch das "Überleben des Stärksten" beschreibe
eine grausame Welt. Darwin hat in seinen Werken seine Theorien präzise
beschrieben, vor allem, was er unter "The Fittest" (fälschlich
mit "der Stärkste" übersetzt) versteht. Darwins geniale
Analysen haben nicht verhindert, dass seine Ideen auf die menschliche
Gesellschaft auf bedenkliche Weise angewendet wurden. So entstand die
Ideologie des Sozialdarwinismus, wonach die Entwicklung von Gesellschaften
dem von Darwin beschriebenen Schema entspricht. Sozialdarwinisten glaubten,
dass Menschen wie Pflanzen und Tiere einzeln um das Überleben kämpfen.
Reiche und mächtige Menschen sind die Stärksten, die wirtschaftlich
schwachen Klassen sind die Schwächsten. Die Theorie wurde von politischen
Kreisen als philosophische Rechtfertigung für Imperialismus, Rassismus
und zügellosen Kapitalismus herangezogen.
Es ist eine Binsenweisheit, dass es starke und schwache Menschen gibt,
aber Darwin beschrieb, dass die Stärke einer Population auch darin
liegen kann, dass die Starken die Schwachen unterstützen, diese aber
nicht knechten. Man sollte eben die Werke großer Männer genauer
studieren, bevor man daran geht, aus einer großen Theorie eine miserable
Ideologie zu machen.
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