Die Krankheit "Hepatitis", die in letzter Zeit in den Medien erwähnt wurde,
wird oft unterschätzt. Es handelt sich um eine von Viren hervorgerufene
Leberentzündung. Ursprünglich kannte man 2 Arten von Erregern,
das Hepatitis-A-Virus (HAV) und das Hepatitis-B-Virus (HBV). 2 Viren,
die man zunächst nicht zuordnen konnte, nennt man heute Hepatitis-C-Virus
(HCV) und Hepatitis-E-Virus (HEV). Wahrscheinlich gibt es noch viel mehr
von ihnen.
Auf eine Infektion reagieren Menschen unterschiedlich. Zunächst
treten Krankheitsanzeichen wie bei der Grippe auf - Müdigkeit, Schmerzen
und Fieber. In der Folge kann man auch rheumaähnliche Symptome, Appetitlosigkeit
und Gelbsucht beobachten.
Hepatitis-B ist molekularbiologisch gut untersucht. Wenn sich das HB-Virus
an eine Leberzelle anheftet, gelangt es durch Membranverschmelzung ins
Innere. Sofort werden die Viren-Erbmasse mit Hilfe mitgebrachter Enzyme
vervielfältigt und die codierten Anweisungen ausgeführt. Die
Viren vermehren sich in den Leberzellen sehr stark, im Blutserum infizierter
Patienten kann die Viruskonzentration auf über eine Milliarde pro
Milliliter ansteigen, die Zahl der Virenhüllenmoleküle kann
über 1000 Milliarden betragen. Die Vermehrungsgeschwindigkeit und
einige Mechanismen erinnern an die HI-Viren, welche AIDS hervorrufen.
Viele Patienten überstehen die Infektion, die Leber arbeitet später
wieder einwandfrei. Etwa zehn Prozent der Erkrankten werden das Virus
aber nicht mehr los. Die chronische Hepatitis kann sehr schnell zur Zerstörung
des Lebergewebes (Leberzirrhose) und in der Folge zum Tod führen.
Bei chronisch infizierten Patienten findet man Viren im Blut, im Speichel,
in der Samenflüssigkeit und in Geweben. Schwangere Frauen können
das Virus vor oder während der Geburt an ihr Kind weitergeben. Diese
Infektionswege erinnern an den AIDS-Erreger, und tatsächlich wird
Hepatitis auf die gleiche Art übertragen wie HIV, in der Vergangenheit
auch durch dürftig kontrollierte Blutkonserven. Unter Drogensüchtigen,
die unsterile Spritzen benützen und anderen HIV-Risikogruppen findet
man regelmäßig eine hohe Durchseuchung mit Hepatitis-Viren.
Leberzirrhose und Leberkrebs sind in diesen Bevölkerungsschichten
deutlich verbreitet.
Im Jahre 1970, als die Weltbevölkerung etwa 3,5 Milliarden betrug,
errechnete man aufgrund einer genauen Untersuchung 175 Millionen infizierte
Menschen - das sind immerhin 5 Prozent. In China, Südostasien, weiten
Teilen Afrikas und einigen Eingeborenen-Populationen in Grönland
fand man Infektionsraten von bis zu zwanzig Prozent. Infizierte haben
ein hohes Risiko, an Leberkrebs zu erkranken. Man schätzt, daß
weltweit jährlich mindestens eine halbe Million Menschen an Leberkrebs
sterben, die meisten davon im Zusammenhang mit Hepatitis.
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