BSE ist die Abkürzung für "bovine spongiforme Enzephalopathie",
was so viel wie "schwammförmige Gehirnerkrankung bei Rindern" bedeutet.
Infizierte Rinder werden aggressiv, verlieren ihre Orientierung und verenden
qualvoll, wenn sie nicht vorher getötet werden. Bei der Obduktion
zeigt sich, dass das Gehirn wie ein Schwamm durchlöchert ist. Unklar
ist nach wie vor, welcher Erreger für das mysteriöse Leiden
verantwortlich ist. Derzeit gibt es zwei Theorien. Die meisten Forscher
nehmen an, dass infektiöse Eiweißmoleküle (Prionen) die
Übeltäter sind. Andere vermuten, dass ein noch unbekanntes Virus
die Krankheit auslöst.
Wenn die Virentheorie richtig sein sollte, dann handelte sich um eine
"Slow Virus Infection", eine Erkrankung mit langer Inkubationszeit und
schleichendem Krankheitsverlauf. Die "Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung" (CJD)
ist nach den deutschen Ärzten Hans Gerhard Creutzfeldt (1885-1964)
und Alfons Jakob (1884-1931) benannt und ist sozusagen die menschliche
Variante von BSE. Es kommt wie beim Rind zur Zerstörung von Nervenzellen
und zu Degeneration von Hirnteilen. Die Erkrankten leiden unter Schwindelgefühlen,
Gedächtnisschwund und Krämpfen. Am Ende wartet der Tod.
Vor kurzem schien es noch, als seien nur Menschen mit einer seltenen
Genkombination durch die Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung bedroht. Der große
Rest, so glaubte man, sei gegen den Erreger von BSE immun. Neue Erkenntnisse
legen jedoch den Schluss nahe, dass auch Menschen ohne die erwähnte
Genkombination an der neuen Form der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit erkranken.
Wie es scheint, bricht diese Form von CJD nicht im jugendlichen, sondern
erst im fortgeschrittenen Alter aus.
BSE und CJD haben Geschwister. Kürzlich präsentierte ein britischer
CJD-Experte auf einem Kongress in London Untersuchungsergebnisse der mit
Creutzfeldt-Jakob verwandten "Kuru-Krankheit". Der Kuru-Krankheit sind
auf Papua-Neuguinea in den letzten 100 Jahren mehr als 2.500 Menschen
zum Opfer gefallen. Durch den Brauch, das Gehirn verstorbener Angehöriger
rituell zu verzehren, wurde die Krankheit verbreitet. Dem Verbot des Rituals
im Jahre 1957 folgte zunächst eine Abnahme der Kuru-Erkrankungen
- bis zum jüngsten Auftreten neuer Fälle unter älteren
Menschen.
Vor etwa 4 Jahren war an dieser Stelle folgendes zu lesen: "Aids und
BSE haben neben ihrer Heimtücke eines gemeinsam: Jene wegwischende
und verdrängende Denkstrategie, jenes ängstliche Wunschdenken
in ihrem Umfeld, das es nicht nur im Alltag der Mitmenschen sondern auch
in der Politik gibt." In der Zwischenzeit kann von Verdrängung keine
Rede mehr sein. Längst ist eine realistische Sicht der Gefahr eingekehrt.
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