Die Fusion von Wasserstoff- zu Heliumatomkernen ist die Energiequelle der Sterne. Unsere Sonne verfügt über einen gewaltigen Vorrat an Wasserstoff, daher kann dieser atomare Ofen noch ungefähr fünf Milliarden Jahre weiter brennen. Auf unserer Erde haben wir wegen der Weltmeere einen fast unbegrenzten Vorrat an Wasserstoff, folglich wird seit Jahren an einer kontrollierten Kernfusion geforscht. Die Sache hat einen heißen Haken. Wasserstoffatomkerne verschmelzen nur dann zu Helium und setzen Energie frei, wenn sie mit hoher Geschwindigkeit aufeinanderprallen. Eine Verschmelzung von Atomkernen funktioniert nur bei geradezu höllischen Temperaturen. Die Erfolge der teuren Fusionsversuche waren bisher eher bescheiden, weil es noch nicht gelungen ist, die extreme Hitze lange genug aufrecht zu erhalten, um eine anhaltende Kernfusion zu erzeugen.
Die Meldung über eine „kalte Kernfusion“ im Frühjahr 1989 schlug wie eine Bombe ein. Wenn es möglich wäre, Wasserstoffatome bei niedrigen Temperaturen zu verschmelzen, dann hätte die hochtechnisierte Menschheit mit ihrem Energiehunger keine Sorgen mehr und die Bohrtürme gehörten der Vergangenheit an.
Die Chemiker Martin Fleischmann und Stanley Pons (Universität von Utah) berichteten auf einer Pressekonferenz, dass ihnen auf elektrochemischem Weg eine Kernfusion gelungen sei. In einer Reaktionskammer mit einer Platin- und einer Palladiumelektrode sei ein Energieüberschuss beobachtet worden, außerdem seien freie Neutronen aufgetaucht. Die Experimente waren nicht neu. Immer wieder hatten Physiker und Chemiker versucht, im Labor Wasserstoffionen zu Helium zu verschmelzen. Diesmal aber schien die Sache zu funktionieren. Fleischmann und Pons deckten sich mit Palladiumaktien ein, weil sie Preisanstiege erwarteten.
Fleischmann und Pons hielten ihre Versuche geheim, aber auf Umwegen erfuhr Physikprofessor Steven Earl Jones vom Projekt und bot eine Kooperation an. Jones hatte früher ebenfalls (erfolglos) an der kalten Fusion geforscht. Fleischmann und Pons willigten ein, hielten sich aber nicht an die Abmachungen. Nach der Pressekonferenz waren Fleischmann und Pons weltberühmt. Professor Jones wurde verschwiegen, was diesen sehr ärgerte.
Viele Physiker versuchten, die Experimente zu wiederholen, scheiterten aber. Einige vermeintliche Erfolgsmeldungen aus der DDR mussten zurückgezogen werden, nachdem sie sich als voreilig herausgestellt hatten. Der Physiker Richard Petrasso vom Massachusetts Institute of Technology versetzte schließlich der kalten Kernfusion den Todesstoß, nachdem er die schlampigen Messmethoden von Fleischmann und Pons regelrecht auseinandergenommen hatte.