"Die taxonomische Forschung steckt in der Krise", meinte
Georg Kääb, Geschäftsführer des Verbandes Deutscher
Biologen kürzlich in einem Interview. Die Taxonomie und die Systematik
sind die beiden Disziplinen der Biologie, die sich mit Fragen der Einordnung
von Tier- und Pflanzenarten beschäftigen. In der Taxonomie geht
es um die Benennung der Arten, die Systematiker beschäftigen sich
mit den entwicklungsgeschichtlichen Beziehungen zwischen den Arten.
Als Begründer der Taxonomie gilt heute Carl von Linné,
auch Carolus Linnaeus genannt. Linné wurde am 23. Mai 1707 in
Rashult (Schweden) als Sohn eines Pfarrers geboren. Für Carl war
zunächst ein theologischer Beruf geplant gewesen, später meinte
ein Lehrer, dass der junge Mann für die Medizin besser geeignet
sei. Carl von Linné interessierte sich jedoch für die Botanik.
An der Universität Uppsala begann er schon im Alter von 23 Jahren,
Botanik zu unterrichten, wobei er ein von ihm selbst entwickeltes System
lehrte. Er benützte die Blüten als Mittel zur systematischen
Einordnung. Zahl und Form der Blütenblätter, Staubblätter,
Fruchtkoten und anderer Teile bildeten die Kriterien der Sortierung.
Dieses so genannte Sexualsystem der Pflanzen war der Grundstock des
wissenschaftlichen Erfolgs von Linné.
Während einer längeren Reise durch Lappland entstanden mehrere
Forschungsberichte. Nach der Rückkehr lernte er Sara Moraea, die
Tochter eines Arztes kennen. Er hielt um ihre Hand an, aber sie stimmte
einer Verlobung nur unter der Bedingung zu, dass Linné in Holland
den Doktor der Medizin erwerben müsse. Also zog Linné an
die Universität Leyden. Dort freundete er sich mit zwei Naturwissenschaftlern
an, die ihm zur Veröffentlichung seines Manuskriptes „Systema
naturae“ verhalfen. Die Publikation wurde ein großer Erfolg,
weitere wissenschaftliche Arbeiten folgten.
Nachdem Linné nach Schweden zurückgekehrt war, heiratete
er und machte Karriere. Er wurde Admiralitätsarzt und gründete
die königliche Akademie der Wissenschaften. Trotz seiner Erfolge
sehnte er sich nach seinem botanischen Garten in Uppsala zurück.
Nach Querelen mit Vorgesetzten intervenierte unter anderen auch der
Physiker Anders Celsius (der Namensgeber der Temperaturskala) für
Linné. Er zog nach Uppsala und blieb dort für den Rest seines
Lebens. Linné benannte Tiere und Pflanzen mit lateinischen Namen
(binäre Nomenklatur), daran hat sich bis heute nichts geändert.
Die „Linnaean Society“ in London verwahrt in einem unterirdischen
Bunker die Originalsammlungen von Linné. Sie sind heute noch
eine Art biologischer Urmeter für Taxonomen und Systematiker. Am
23. Mai wird die 300. Wiederkehr des Geburtstags von Linné gefeiert.