Schenkt man den Fachleuten Glauben, dann rast die Menschheit mit ihrem
irrationalen Energiehunger, ihrer Naturvernichtung, ihrem Mobilitäts-
und Kommunikati-onswahn direkt ins Klimaverderben. Die Frage, woher
diese Unvernunft kommt, führt in die Philosophie und Biologie.
Die Vernunft gehört zu den Lieblingsbegriffen der Philosophen.
Einer der ganz großen Denker – Immanuel Kant (1724 –
1804) - hat dieser Eigenschaft sein Hauptwerk gewidmet: Das Buch „Kritik
der reinen Vernunft“ erschien erstmals 1781. Zunächst gab
es verhaltene Reaktionen. Kritiker nannten das Werk unverständlich,
aber das war man gewohnt, denn Philosophen pflegen gerne einfache Dinge
hinter Wortwolken zu verstecken. Die „reine“ Vernunft umfasst
laut Kant die Fähigkeit des logischen Denkens, ohne auf Erfahrung
zurückgreifen zu müssen. Hier rührt Kant am innersten
Punkt der menschlichen Seele, und hier beginnt er eine Idee zu verfolgen,
die der österreichische Nobelpreisträger Konrad Lorenz (1903
– 1989) später zu Ende denken sollte: Es geht um das „a
priori“. Kant hatte sich die Frage gestellt, ob es in unserem
Bewusstsein Erkenntnisse gibt, die wir nicht aus Erfahrung wissen, sondern
die bereits von Beginn an existieren.
Der österreichische Arzt und Verhaltensforscher Konrad Lorenz,
den das Nachrichtenmagazin Spiegel als den „Einstein der Tierseele“
bezeichnet hatte, erhielt 1973 den Nobelpreis gemeinsam mit dem Österreicher
Karl von Frisch und dem Niederländer Nikolaas Tinbergen für
„die Entdeckungen betreffend den Aufbau und die Auslösung
von individuellen und sozialen Verhaltensmustern“. Was hier sehr
akademisch klingt, bedeutet im Klartext nichts anderes als die Ausweitung
der Evolutionstheorie auf das, was man gemeinhin die menschliche Erkenntnisfähigkeit
nennt. Einige von Lorenz’ Ideen waren in den letzten beiden Jahrzehnten
von Zoologen korrigiert worden, der Kern der vergleichenden Verhaltensforschung
blieb jedoch bestehen und wurde mehrfach bestätigt. Der österreichische
Arzt Sigmund Freud (1856 – 1939) hatte erkannt, dass wir Menschen
nicht die Herren über unser eigenes Oberstübchen sind. Konrad
Lorenz hatte – ergänzend dazu - die biologischen Grundlagen
unserer geistigen Unvollkommenheit entdeckt.
Lorenz hat in seinem 1973 erschienenen Buch „Die acht Todsünden
der zivilisierten Menschheit“ auf die größten Fehler
unserer Gesellschaft hingewiesen. Der Grund, warum wir diese Botschaft
zwar hören, den Kopf aber in den Sand stecken, liegt in unserer
beschränkten Vernunft. Die folgende Scheinwerfer-Miniserie über
die menschliche Unvernunft passt zum Faschingskehraus: „Carne
vale!“ Lebe wohl, Ver-gnügen! Die Party ist vorüber.