Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2007

Die Gedankenfreiheit ist die einzig wahre und die größte Freiheit, die der Mensch erreichen kann.
(Maxim Gorki)


21. November 2024


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ROBOTOX


Einem Forscherteam der Medizinischen Hochschule Hannover ist es in Kooperation mit dem Howard Hughes Medical Institute der Stanford University kürzlich gelungen zu klären, wie die Substanz Botox die Nervenzellen molekular beeinflusst. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse könnten neue Medikamente mit Schmerz hemmender Wirkungsoptimierung sowie Gegengifte entwickelt werden, ließ die Forschergruppe verlauten.

Schönheitsinstitute preisen schon lange das Nervengift Botox als Mittel gegen allerlei Beschwerden an, wobei man sich nicht scheut, diese Substanz mit Begriffen wie „Women & Health“ (Frauen und Gesundheit) oder „Vital aging“ (vitales Altern) in Verbindung zu bringen. Garniert werden die fragwürdigen Lobpreisungen mit Fotos junger, faltenfreier Models. Die trügerische Botschaft ist eindeutig: Spritze Botox und du bleibst jahrelang schön und vital.

Das vom Bakterium „Clostridium botulinum“ stammende Botox ist die Abkürzung für „Botulinum Neurotoxin“, eines der giftigsten Stoffe überhaupt. Es wird in der ästhetischen Medizin zur Glättung von Zornes-, Stirn- und Lachfalten und auch im Hals und Dekolletébereich angewandt. Die Wirkung von Botox beruht auf einer vorübergehenden Lähmung der behandelten Muskulatur für einen Zeitraum von ca. vier bis sechs Monaten. Diese Therapie kann nach Angabe der Schönheitsinstitute beliebig oft wiederholt werden.

Jede Nervenzelle leitet den Reiz elektrisch weiter. Zwischen den Nervenzellen wendet die Natur aber einen chemischen Trick an. Es wird eine Substanz, die man „Neurotransmitter“ (Nervenbotenstoff) nennt, ausgeschüttet. Dieser Botenstoff wird blitzschnell von der Nachbarzelle erkannt, der Nervenreiz kann somit weiterlaufen. Botox bewirkt nun eine Hemmung des Botenstoffs Acetylcholin und blockiert dadurch die Übertragung des Impulses von der Nervenzelle auf den Muskel. Die Wissenschaftlerteams von Hannover und Stanford konnten nun genau klären, was Botox in den Zellen bewirkt. Wird Botox in die Gesichtsmuskeln gespritzt, erlahmen diese für mehrere Wochen. Das Gesicht wird teilweise unbeweglich und maskenhaft, geradezu unfähig, menschliche Gefühle auf natürliche Weise zu zeigen. Durch die erzwungene Lähmung glätten sich kleine Fältchen, was eine vorübergehende optische Verjüngung bewirkt.

Einerseits wird in unserer Wellnessgesellschaft nicht nur das Wohlfühlen, sondern auch das Zeigen von Gefühlen propagiert. Andererseits bewirkt Botox genau das Gegenteil. Das Gesicht erstarrt zu einer beinahe roboterhaften Maske. Vielleicht sollte man dieses Nervengift, das weder mit sanfter Medizin noch mit Schönheit etwas zu tun hat, in „Robotox“ umbenennen.




© 2007 Rudolf Öller, Bregenz


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Helden der Wissenschaft:
Roger Penrose
(* 1931)
berechnete gemeinsam mit Stephen Hawking die Verteilung von Masse und Energie im Universum und bewies die Existenz von Schwarzen Löchern.


Rudolf Oeller:

Typhon District

Thriller über eine Gruppe von Wissenschaftlern, die Gott gründlich ins Handwerk pfuscht und dabei zugrunde geht.
Europa Verlagsgruppe. ISBN 9791220149914

Alles beginnt mit einer harmlosen Untersuchung: Als Ben, ein Molekularbiologe, um Hilfe gebeten wird, weil die Schimpansenweibchen im Zoo keinen Nachwuchs bekommen, ahnt er noch nicht, dass seine Welt bald aus den Fugen geraten wird. Die Ursache der Zeugungsunfähigkeit ist nämlich eine Chromosomenmutation der Affendamen, und die bringt seinen Chef auf eine folgenreiche Idee. So entsteht das unter Verschluss gehaltene Projekt Typhon District, benannt nach einem Hybridmonster aus der Mythologie. Erst allmählich kommen bei Ben und seinem internationalen Team Zweifel auf. Doch da sind sie bereits tief in einem Strudel von Geld und Machtgier, Manipulation und Skrupellosigkeit gefangen. Nicht nur ihre eigenen Leben sind bedroht. Als sie das bemerken, ist es bereits zu spät.

Das Buch ist sowohl im Handel als auch im Internet erhältlich.