„Der Mensch denkt und Gott lenkt. Manchmal gibt er aber dieses
Amt an des Teufels Großmutter ab“ sagte Albert Einstein, dessen
Gedenkjahr sich dem Ende zuneigt. 2005 jährte sich sein Todestag
zum fünfzigsten, die Publikation der Relativitätstheorie zum
hundertsten Mal.
Einstein war beliebt, weil er die Öffentlichkeit mit starken Sprüchen
fütterte. Er konnte diesen Spleen ausleben, weil er Wesentliches
zu sagen und Großes geleistet hatte. Auf die Frage, warum man etwas
über Atome herausfinden, die Menschen aber nicht kontrollieren könne,
antwortete er schlagfertig: „Das ist ganz einfach, lieber Freund:
Der Grund liegt darin, dass Politik schwieriger ist als Physik.“
Einstein wird oft in Zusammenhang mit der Religion zitiert. Tatsächlich
erwähnte Einstein manchmal einen Schöpfergott, sein Glaube entsprach
aber nicht den klassischen Buchreligionen. Einstein glaubte an den Gott
des Philosophen Baruch Spinoza (1632-1677). Er war überzeugt, dass
man religiösen Glauben, wie immer er auch aussehen mag, von den Wissenschaften
nicht gänzlich trennen kann. Eines der bekanntesten Einstein-Zitate
wird verkürzt kolportiert: „Gott würfelt nicht“.
Das Originalzitat aus dem Jahr 1926 lautet: „Die Quantenmechanik
ist sehr Achtung gebietend. Aber eine innere Stimme sagt mir, dass das
doch nicht der wahre Jakob ist. Die Theorie liefert viel, aber dem Geheimnis
des Alten bringt sie uns kaum näher. Jedenfalls bin ich überzeugt,
dass der [Alte] nicht würfelt.“ Die Physik-Nobelpreisträger
Bohr, Heisenberg und andere zeigten aber, dass Einstein hier irrte. In
der Quantenwelt regiert nachweislich der Zufall als Naturgesetz. Im herkömmlichen
Gottesbild muss daher ein Fehler liegen. Gott regiert nach Meinung der
Traditionalisten durch intelligentes Design. Woher nehmen wir aber das
Recht, so etwas zu behaupten? Warum soll ein allmächtiger Schöpfer
nicht die Macht und den Willen haben, den Zufall in die Naturgesetze einzubauen?
Zumindest in diesem Fall wurde Einstein zurechtgestutzt.
In einem 1929 erschienen Buch wird Einstein zitiert: „Für
Spinoza sind das Psychische und das Physische nur verschiedene Erscheinungsformen
einer … Wirklichkeit. Diese Auffassung ist als wissenschaftliche
Erkenntnis Allgemeingut aller geistig strebenden Menschen geworden. Je
besser man das Wirken des Universums versteht, umso näher kommt man
Gott.“ Zwischen diesen und anderen Zeilen verkündete Einstein
seine Botschaft: Wissenschaftler sind trotz eventueller Fehler die Profis
der Schöpfung, weil sie über das Instrument der experimentellen
Überprüfbarkeit verfügen. Auch religiöse Menschen
sollten sich daher gelegentlich mit Fragen der Naturwissenschaften beschäftigen.
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