Das zu Ende gehende Jahr der Physik 2005 hat ihre Giganten Albert
Einstein, Niels Bohr, Isaac Newton, Lise Meitner und andere gefeiert.
Einige in Vergessenheit geratene große Physiker wurden zwar erwähnt
aber kaum wahrgenommen. Zu den nur noch in Fachbüchern auftauchenden
Namen zählt der des Dänen Ejnar Hertzsprung.
Ejnar Hertzsprung wurde am 8. Oktober 1873 in Frederiksborg (das heutige
Kopenhagen) geboren. Als junger Mann studierte er Chemie am Polytechnikum
in Kopenhagen. Nach seinem Studienabschluss arbeitete er in einem Betrieb
für Beleuchtungstechnik in Sankt Petersburg. Später wollte er
seine chemischen Kenntnisse erweitern und inskribierte an der Universität
Leipzig. 1902 starb der Bruder, Hertzsprung kehrte aus familiären
Gründen nach Kopenhagen zurück und wurde Privatgelehrter im
Bereich Fotometrie. Ende 1902 begann Hertzsprung Astronomie an der Universität
Kopenhagen zu studieren, eine Leidenschaft seit frühester Jugend.
An der Urania-Sternwarte perfektionierte er seine Kenntnisse im Bereich
Optik, wobei er sich auf die Fotografie von Sternen konzentrierte.
1905 - vor 100 Jahren, im gleichen Jahr, in dem Einstein die Relativitätstheorie
vorstellte - veröffentlichte Ejnar Hertzsprung seine erste astronomische
Arbeit über die Strahlung von Sternen. Mit dieser Publikation wurde
ein neues Tor der Wissenschaft aufgestoßen. Es war die Geburt der
Astrophysik. Bereits zwei Jahre später veröffentlichte Hertzsprung
eine neue Methode zur fotografischen Bestimmung von Sterngrössen.
Diese Leistung führte zu einer Anstellung als Assistent am astrophysikalischen
Observatorium in Potsdam.
Während einer Forschungsreise durch die USA traf Hertzsprungs Vorgesetzter,
der deutsche Astronom Karl Schwarzschild, den amerikanischen Astronomen
Henry Norris Russell. Dieser war zu ähnlichen Ergebnissen gekommen
wie Hertzsprung. Farben und Leuchtkraft von Sternen stehen in direktem
Zusammenhang mit ihrer Oberflächentemperatur. Wenn man in einem mathematischen
Diagramm die Leuchtkraft eines Sterns und die dazugehörige Temperatur
darstellt, so erkennt man, dass die Sterne drei große Gruppen bilden:
Hauptreihensterne, Riesen und Zwerge. Diese unabhängig voneinander
gefundenen Erkenntnisse bildeten die Grundlage für das so genannte
Hertzsprung-Russell-Diagramm, das heute fast jedes Physikbuch als Standardwissen
enthält.
Ejnar Hertzsprung starb im 95. Lebensjahr in der Nähe von Roskilde
in Dänemark. Wenn wir heute über rote Riesen, weiße Zwerge
und Temperaturen von Sternen im Universum lesen, dann geht dies unter
anderem auf die Pionierarbeiten des großen dänischen Astrophysikers
zurück.
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