Als der Astronom Galileo Galilei zu Beginn des 17. Jahrhunderts sein Fernrohr
auf den Mond richtete, sah er etwas, das allen bisherigen Theorien widersprach.
Galilei notierte: „Aus häufig wiederholten Beobachtungen zog ich
den Schluss, dass die Oberfläche des Mondes nicht glatt und gleichmäßig
ist und die genaueste Rundung besitzt, wie die große Menge der Philosophen
hier und bei den anderen Himmelskörpern annimmt, sondern im Gegenteil ungleichmäßig
und besät mit Niederungen und Erhöhungen ist, nichts anderes als die
Erde selbst, …“
Das Ärgerliche an der Sache war, dass Galilei der herrschenden Meinung
der Theologen und Philosophen nicht nur widersprach sondern behauptete, er könne
seine Theorie durch Beobachtungen beweisen. Als Galilei sein Fernrohr auf die
Sterne richtete, erblickte er „eine so große Zahl anderer Sterne,
wie es kaum glaubhaft ist.“ Im Gürtel und Schwert des Sternbilds
Orion, wo man bisher 9 Sterne gefunden hatte, sah Galilei 80. Die Milchstraße
stellte sich als eine Ansammlung von schier unendlich vielen Sternen heraus.
Seine Beobachtungen und Theorien behielt Galilei nicht für sich. Er diskutierte
sie mit seinen Studenten und publizierte sie.
Als Galileo schließlich behauptete, es gäbe gute Gründe, die
Ideen des Kopernikus, wonach sich die Erde um die Sonne bewegt, als bewiesen
anzusehen, wurde die römische Inquisition aktiv. Ein Kardinal ermahnte
Galilei, die Lehre des Kopernikus nicht als bewiesene Theorie sondern lediglich
als Vermutung (Hypothese) anzusehen. Sieben Jahre danach ließ Galilei
einen Versuchsballon steigen. Er widmete eine kleine Publikation über das
neue kopernikanische Weltsystem dem Papst. Es erfolgte keine Reaktion, worauf
Galilei Mut fasste. Neun Jahre später veröffentlichte er sein Hauptwerk
„Dialog über die beiden wichtigsten Weltsysteme“. Den Vertreter
des modernen kopernikanischen Weltbildes (Sagredo) stellte Galilei als klugen
und gebildeten Mann dar, den Vertreter der alten kirchlichen Ansicht (Simplicio)
als Einfaltspinsel.
Diese Bosheit führte schließlich zum Prozess und 1633 zur Verurteilung
von Galilei. Am 31. Oktober 1992 wurde Galileo Galilei von Papst Johannes Paul
II in einer Rede an die Päpstliche Akademie der Wissenschaften rehabilitiert.
In seiner Rede warnte der Papst davor, die Theorien der Wissenschaften mit überspitzten
Bibelinterpretationen bekämpfen zu wollen.
Galileo Galilei vollendete seinen genialen „Dialog“ vor 375 Jahren,
Ende Dezember 1629. Mit diesem Buch und anderen Veröffentlichungen wurde
die nachhaltigste Entwicklung der Geschichte, der Siegeszug der modernen Naturwissenschaften,
in Gang gesetzt. Diese Entwicklung dauert bis heute an.
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