Die Biologie als Wissenschaft führte über die Jahrhunderte hinweg
eher ein Schattendasein. Dies erstaunt deshalb, weil die ersten (historisch
belegten) Biologen schon vor zweieinhalb Jahrtausenden ihre Forschungen
betrieben. Der griechische Philosoph Aristoteles gilt als erster Zoologe
und sein Schüler Theophrastus als erster Botaniker. Der polnische
Astronom Nikolaus Kopernikus (1473-1543) und der italienische Astronom,
Physiker und Mathematiker Galileo Galilei (1564-1642) gaben der Astronomie
bereits zu Beginn der Neuzeit ein Fundament. Die modernen Wissenschaften
Chemie und Physik „zündeten“ kurz darauf. Der französische
Chemiker Antoine Laurent de Lavoisier (1743-1794) war der Begründer
der modernen Chemie, einer Wissenschaft, die in der 2. Hälfte des
19. Jahrhunderts mit der organischen Chemie einen ersten Höhepunkt
erlebte. Die moderne Physik begann mit dem Engländer Sir Isaac Newton
(1643-1727) und erreichte mit der Entwicklung der ersten modernen Dampfmaschine
1769 und der technischen Nutzung der Elektrizität gegen Ende des
19. Jahrhunderts ebenfalls ihre ersten Höhepunkte. Im 20. Jahrhundert
folgten schließlich Quantenphysik, Relativitätstheorie, Kernphysik,
Elektronik und Raumfahrt.
Die Biologie wurde lange Zeit im Verborgenen vorangebracht. Scharfsichtige
Männer sammelten Pflanzen und Tiere und verglichen in mühevoller Kleinarbeit
Blüten, Blätter, Knochen und Gebissformen. Einige sezierten die Körper
verstorbener Menschen und bekamen damit Schwierigkeiten, denn das Öffnen
von Leichen galt lange Zeit als Ketzerei. Die erste große Revolution in
der Biologie geht auf Geologen des 18. Jahrhunderts zurück, die erkannt
hatten, dass unsere Erde sehr viel älter ist als einige Tausend Jahre,
wie lange Zeit irrtümlich angenommen worden war.
Die ersten Giganten der Biologie waren Carl von Linné, Georges Cuvier,
Alfred Russel Wallace und Charles Darwin. Sie und einige andere, wie beispielsweise
Gregor Mendel, bereiteten den Nährboden für die moderne Biologie des
20. und 21. Jahrhunderts auf. Als vor 50 Jahren schließlich James Watson
und Francis Crick die Struktur der Erbmasse aller Lebewesen - das bekannte DNA-Molekül
- entschlüsselten, hatte die Biologie ihre Unschuld verloren.
Rasant, für viele beängstigend, befindet sich die Biologie heute
auf einer Überholspur. Was in frühen Jahrhunderten versäumt wurde,
scheint man heute aufholen zu wollen. Die Biologie ist die große Wissenschaft
des 21. Jahrhunderts, die ihren Höhepunkt noch lange nicht erreicht hat.
Die diesjährige Sommerserie bietet daher einen kurzen Überblick über
die Geschichte dieser Wissenschaft.
|
|