Das Bier wurde vermutlich mehrmals erfunden. Brot oder keimende Getreidekörner, vermischt mit Wasser, beginnen irgendwann zu gären und ergeben ein Getränk, das sich steigender Beliebtheit erfreut. Die Vorläufer der heutigen Biere gab es wahrscheinlich schon vor tausenden Jahren in China, Ägypten, Babylon und bei den Germanen. Chemische Analysen erbrachten den Beweis, dass es in diesen Regionen Krüge mit vergorenen Getreidesäften gab.
Für die alten Ägypter war Bier so wichtig wie Brot. Das Getränk hatte eine eigene Göttin, es fand als Opfergabe ebenso Verwendung wie als Zahlungsmittel und es tauchte in rituellen religiösen Formeln auf. Die Sklaven an den ägyptischen Baustellen erhielten tägliche Bierrationen. Das ist verständlich, denn Bier deckt den Flüssigkeitsbedarf, enthält Kohlenhydrate als Energiespender und mehrere Vitamine. Die Pyramiden sind also auf Bier gebaut.
Wissenschaftler haben mehrfach versucht, Bier nach uralten Rezepten nachzubrauen. Die Produkte werden fast immer als schmackhaft bezeichnet. Das Bier, das vor drei Jahrtausenden von den Kelten gebraut wurde, schmeckt nach Angaben der Hobbybrauer rauchig und etwas sauer. Hopfen enthielten die alten Biere nicht, sondern andere Gewürze, darunter auch pflanzliche Rauschmittel wie Wermut oder Bilsenkraut. Moderne Biere werden heute industriell und unter strenger hygienischer Kontrolle hergestellt, schon deswegen sind sie mit alten Bieren nicht vergleichbar.
Der Brauprozess bewirkt, dass die Schadstoffe, die an den Rohstoffen haften, nur zu einem kleinen Bruchteil im endgültigen Produkt auftauchen. Zum Glück sind die Schadkonzentrationen im Bier so niedrig, dass das Gesundheitsrisiko gering ist.
Die Gelehrten sind sich nicht einig, ob Bier als alkoholisches Getränk für die Gesundheit förderlich ist. Schädlich ist Bier im Übermaß, aber das gilt grundsätzlich für alle Nahrungs- und Genussmittel. Für die Ägypter und Babylonier war Bier nachweislich nicht nur ein Lebensmittel, sondern auch eine Medizin, die in Verschreibungen und Zubereitungen vorkam. In einer medizinischen Textsammlung aus Ägypten wird Bierschaum als Mittel unter anderem gegen Geburtsschmerzen empfohlen, in anderen Quellen soll das Getränk Zahnfleischprobleme heilen oder (als Einlauf) Verdauungsstörungen. Hinter einigen dieser Rezepte könnte der Umstand stehen, dass ägyptisches Bier oft Bakterien enthielt, die das Antibiotikum Tetrazyklin produzierten. Für die Mönche des Mittelalters war die Sache ohnehin klar: „Cerevisia omnium malorum divina medicina“. Das Bier ist bei allen Leiden ein göttliches Arzneimittel. Man beachte die Beifügung „göttlich“. Na dann – auf in den nächsten schattigen Biergarten!