Im Alltag verwenden wir den Begriff der Arbeit sehr allgemein. Das
beginnt bei der Schularbeit und reicht von der Hausarbeit über
die Gartenarbeit bis zur Trauerarbeit. In der Technik ist die Arbeit
genau definiert: Arbeit ist gleich Kraft mal Weg, wobei die Richtung
der Kraft zum Weg parallel sein muss. Stehen beide in einem rechten
Winkel zueinander, dann hat man es mit einem Hebel zu tun. Das Produkt
heißt dann nicht mehr Arbeit, sondern Drehmoment, aber das ist
eine andere Geschichte.
Die Arbeit wird in Joule gemessen. Das Anheben eines Kilogrammstücks
um einen Meter nach oben entspricht der (mechanischen) Arbeit von 10
Joule. Ein Wanderer (mit 80 Kilogramm), der von Bregenz auf den Pfänder
geht (Höhenunterschied 600 Meter) verrichtet eine mechanische Arbeit
von 480 Kilojoule, das sind 0,13 Kilowattstunden, was einem Marktwert
von ungefähr 3 bis 5 Cent entspricht. Rechnet man den Faktor Zeit
mit ein, hat man es nicht mehr mit Arbeit, sondern mit Leistung zu tun,
die in Watt gemessen wird. Braucht unser Wanderer zwei Stunden, so leistet
er körperlich 67 Watt, bei eineinhalb Stunden 89 Watt. Damit könnte
man eine Glühbirne zum Leuchten bringen. Gut trainierte Menschen
schaffen 300 Watt, Extremsportler bis zu 600 Watt.
Diese Größenordnungen sollte man kennen, wenn von Alternativenergien
die Rede ist. Energie ist nichts anderes als die Voraussetzung zur Verrichtung
von Arbeit. Arbeit und Energie sind – physikalisch gesehen - siamesische
Zwillinge, daher werden beide in Joule gemessen. Praktisch bedeutet
das, dass mit Energie Dinge bewegt werden (Eisenbahn), etwas erwärmt
wird (Heizung), elektromagnetische Wellen entstehen (Licht, Radiowellen)
oder Stoffe chemisch verändert werden können (Aluminiumerzeugung).
Unsere Industrie, die unseren Wohlstand sichert, benötigt sehr
viel Energie. Auch Verkehr und Heizung fressen Unmengen davon. Allein
an elektrischer Leistung steht uns in jedem kleinen Privathaushalt der
Gegenwert von mindestens 100 Männern (10 Kilowatt) zur Verfügung,
bei großen Wohnungen ein Vielfaches. Wenn man bedenkt, dass allein
das kleine Österreich pro Jahr über 1,4 Petajoule (1,4 Millionen
Milliarden Joule) an Primärenergie verbraucht, kann man erahnen,
dass unser Wohlstand durch Alternativenergien allein nicht gesichert
werden kann. Es werden langfristig äußerst radikale Maßnahmen
nötig sein, um der unglaublichen Energieverschwendung Einhalt zu
gebieten.
Das Joule als Maßeinheit der Arbeit und Energie hat übrigens
eine feuchtfröhliche Seite, denn sie ist nach dem Engländer
John P. Joule benannt, einem Bierbrauer. Wer am Tag der Arbeit einen
Biergarten aufsucht, feiert wissenschaftshistorisch korrekt.