Der geniale Experimentalforscher Michael Faraday machte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine der wichtigsten Entdeckungen in der Geschichte der Wissenschaften. Der Däne Hans Christian Ørsted hatte 1820 entdeckt, dass ein stromdurchflossener Leiter eine Magnetnadel beeinflusst. Sowohl in England als auch in Frankreich gingen einige Physiker der Sache nach. Es folgten Publikationen, worauf der Chefredakteur der Zeitschrift „Annals of Philosophy“ Faraday um eine Zusammenfassung bat. Faraday las die Arbeiten und beschloss, weitere Experimente durchzuführen. Er stellte einen Magneten in ein Glas Quecksilber. Von oben tauchte ein dünner Draht in die Flüssigkeit. Als Faraday eine Spannung anlegte, floss Strom und der Draht rotierte um den Magneten. Damit war das Prinzip des Elektromotors entdeckt worden. Faraday veröffentlichte seine Ergebnisse, doch ein Kollege, William Clyde Wollaston, der sich erfolglos mit ähnlichen Experimenten abgeplagt hatte, bezichtigte Faraday des Plagiats. Nach persönlichen Gesprächen sah Wollaston jedoch ein, dass der Vorwurf ungerecht war.
Diese und andere experimentelle Arbeiten führten dazu, dass Faraday als Mitglied der renommierten Royal Society vorgeschlagen wurde. Einer der Unterzeichner war sogar William Wollaston, doch Faradays Lehrmeister, der Chemiker Sir Humphry Davy, verweigerte die Zustimmung. Davy versuchte sogar, Faraday durch Intrigen loszuwerden, was jedoch misslang. Faraday wurde mit Davys Gegenstimme in die Royal Society gewählt.
Missgunst und Plagiatsvorwürfe sind so alt wie die Wissenschaft. In letzter Zeit haben die Plagiatsjäger eine neue Runde eröffnet, denn es ist mit Hilfe geeigneter Computerprogramme möglich, das Internet nach ganzen Texten abzusuchen. Die Programme entdecken sogar Sätze, die umformuliert wurden. Den deutschen Ex-Minister Karl-Theodor zu Guttenberg hat es vor einiger Zeit erwischt und jetzt die zurückgetretene deutsche Bildungsministerin Annette Schavan. Sie soll in ihrer Doktorarbeit fremde Texte als ihre eigenen ausgegeben haben. Ein bis heute unbekannter Computerfreak hatte Frau Schavan bei der Universität Düsseldorf angezeigt. Während sich bei Guttenberg ganze Kapitel fanden, die kopiert worden waren, waren es bei Frau Schavan nur einzelne Sätze. Sie wurde von der Universität ohne jede Anhörung und Möglichkeit einer Rechtfertigung öffentlich verurteilt. Das ist äußerst bedenklich, denn die Arbeit war vor drei Jahrzehnten anstandslos approbiert worden. In Wahrheit steht mit dem Fall die ganze Universität am Pranger. Auf die Hochschulen werden unerfreuliche Zeiten zukommen, wenn die Plagiatsjäger am PC erst richtig in Fahrt kommen.