Jugendlicher zu sein ist in Zeiten wie diesen eine harte Sache, weil
man von den Print-, TV- und Internetmedien jeden Morgen den Weltuntergang
auf das Frühstücksbrot geschmiert bekommt. Es beginnt mit
der Klimakatastrophe, geht über Terrordrohungen aus der leidigen
Osama-Sippschaft bis hin zu Meldungen über Kreditkrisen, Wirtschaftszusammenbrüche
und andere Katastrophen. Als Nachspeise gibt es allerlei Bildungs-Vergleichsstudien,
die verkünden, dass die österreichischen Schülerinnen
und Schüler unfairerweise extrem unterschiedlich ausgebildet sind.
Kindern wohlhabender Eltern steht demnach der Weg an die Harvard-Universität
in Boston offen, den anderen droht ein Dahinsiechen durch Dummheit,
was durch die Machart diverser mikrointellektueller Schlagzeilen tatsächlich
zu befürchten ist.
Interessierte und gebildete Menschen beschäftigen sich weniger
mit den Niederungen der Tagespolitik als mit Themen, die langfristige
Fragen behandeln. Zwei dieser Fragen lauten: Warum sind Hochkulturen
nach vielen Jahrhunderten der Blütezeit plötzlich zusammengebrochen,
und wie würde die Welt ohne Menschen aussehen, wenn die Natur uns
tatsächlich eines Tages wegselektionierte. Die überwucherten
Tempelruinen von Angkor Wat, die zerfallenden Pyramiden der Maya und
die rätselhaften Statuen der Osterinsel sind Zeugen einstmals blühender
Kulturen, aber auch Mahnmale. Sie zeigen, dass dort, wo einst Menschen
leben, Dschungel wuchern oder Wüsten herrschen. Wann beginnt das
Ende einer hoch entwickelten Kultur, und wie sehen die Warnsignale vor
dem Ende aus? Der Autor Jared Diamond, viel gereister Professor für
Geografie an der Universität Kalifornien, zeichnet die Muster nach,
die zum Untergang von Imperien führten, er zeigt aber auch deutlich
den Erfolgsweg von Gesellschaften.
Sollte sich die Erde trotz Kyoto-, Bali-und anderen Protokollen der
Menschen entledigen, so kümmerte das die Natur nicht. Leben gibt
es seit knapp 4 Milliarden, den heutigen Menschen aber erst seit wenigen
zigtausend Jahren. Schon wenige Jahre nach unserem Verschwinden würden
Millionen Vögel mehr leben, weil die Lichter unserer Flughäfen
und Städte erloschen wären. In 20 Jahren würden die großen
Avenues in Manhattan zu Flüssen geworden sein. Großstädte
in der Nähe von Flussdeltas, wie etwa Hamburg, wären in 300
Jahren vollständig fortgeschwemmt. Schließlich wucherte nach
500 Jahren in fast allen Städten der Erde ein Urwald.
Jared Diamond: „Kollaps“ (Warum Gesellschaften überleben
oder untergehen, Verlag Fischer, Taschenbuch bei Amazon 9,95) und Alan
Weisman: „Die Welt ohne uns“ (Reise über eine unbevölkerte
Erde, Verlag Piper, bei Science Shop 20,50).