„Der Begriff Elite bedeutet per se eine Selektion von einigen wenigen.
… selbst aus wissenschaftstheoretischer und lernphysiologischer
Sicht sind Eliteuniversitäten Nonsens …“. Im September
dieses Jahres, als das Thema „Eliteuniversitäten“ in
Deutschland und Österreich wieder einmal durch die Medien spukte,
veröffentlichte die Tageszeitung „Die Presse“ den Leserbrief
einer strammen Jungideologin.
Erstens ist der Brief in einem für vermeintliche Bildungseliten
typischen Kauderwelsch aus Fremdwörtern geschrieben. Operative Hektik
ersetzt geistige Windstille, könnte man im Jargon der Postmoderne
sagen. Zweitens wird die Realität igno-riert. Eliteuniversitäten
gibt es außerhalb Österreichs schon lange, und auch innerhalb
unseres Landes wachsen Eliteschulen wie private Gymnasien, Musikuniversitäten
und universitäre Spitzeninstitute klammheimlich heran. Drittens haben
wir ja längst unsere (selektierten) Idole, denen wir eifrig applaudieren.
Schifahrer, Schispringer, Schwimmer, Leichtathleten, Segler und andere
Sportler bilden je nach Leistungsgrad und Beliebtheit Eliten. Doch nicht
nur Spitzensportler gehören zu den Auserwählten. Wenn es einer
Sopranistin wie Anna Netrebko, die nicht nur über eine schöne
Stimme sondern auch eine attraktives Erscheinungsbild verfügt, gelingt,
neuerdings vermehrt junge Leute in Opernhäuser zu locken, dann hat
man es mit Eliten im positiven Sinn zu tun.
Das Problem mit den Eliten scheint für manche Ideologen im Begriff
„Elite“ zu liegen. In Zeiten der „political correctness“
zählen Worthülsen mehr als Inhalte. Wenn es also Widerstand
gegen Elite-Universitäten gibt, sollte man eventuell ein anderes
Wort, wie etwa „Begabtenschulen“ oder Ähnliches dafür
erfinden. Dies könnte die Hemmschwellen herabsetzen.
Sehen wir den Tatsachen ins Auge. In der Nobelpreisträgernation
Nummer eins, den USA, und in anderen Ländern gibt es Elite-Universitäten
wie Harvard, Princeton, Stanford, Oxford, Cambridge, die Sorbonne und
andere. In Zeiten der Globalisierung studieren geistreiche Leute wie etwa
unser Rekordschwimmer Markus Rogan an solchen Eliteschmieden, wobei es
ein Märchen ist, dass sich dies nur reiche Leute leisten können.
Niemand denkt daran, begabte Leute nur wegen des Geldes auszuschließen,
daher gibt es Stipendien. Schulen für Hochbegabte zu schaffen heißt
zudem nicht, die Qualität des bestehenden Schul- und Universitätssystems
zu mindern. Über ideologisch motivierte Bestrebungen, Elite-Universitäten
zu verteufeln, dürfen sich Engländer und Amerikaner freuen,
weil sie so weiterhin die besten eu-ropäischen Köpfe bekommen.
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