Fast jede technische Errungenschaft wurde und wird für Gaunereien
missbraucht. Das Internet macht dabei keine Ausnahme. Seit Wochen tobt
ein rücksichtsloser Virenkrieg im Netz. Man bekommt Mails mit Drohungen
(„Wir haben festgestellt, dass Sie illegale Internetseiten besuchen.
Bitte beachten Sie folgende Liste!“) oder die simple Aufforderungen,
die beigelegte Datei anzusehen („Schau mal was ich gefunden habe!“).
Ein erfahrener Web-„Grizzly“ weiß auch ohne Virenscanner,
dass diese Mails nur dazu dienen, Virenprogramme einzuschleusen. Begutachtet
man den Programmcode eines solchen Virus näher, was Unerfahrene tunlichst
vermeiden sollten, so findet man Nachrichten verfeindeter Programmierer-Clans
(„Hey, NetSky, don’t ruin our business!“). Experten
schätzen, dass etwa drei Viertel aller Computer in Westeuropa von
unerwünschten Programmen verseucht sind. Die meisten sind gefährlich,
weil sie heimlich einen „Port“ öffnen, wodurch der Inhalt
des Computers weltweit frei zugänglich wird.
Viren und Werbezusendungen („Spams“) machen den Mailverkehr
schon beschwerlich genug. Verbreitung findet neuerdings eine weitere Seuche,
die "Phishing" genannt wird. Dieses Kunstwort bezeichnet einen
Trick, mit Hilfe von gefälschten Mails an vertrauliche Daten zu gelangen.
Man erhält beispielsweise die scheinbar seriöse Aufforderung
einer Bank, auf einer - ebenfalls gefälschten - Internetseite zu
Testzwecken die Zugangscodes zum Girokonto einschließlich einer
Transaktionsnummer oder nur die Kreditkartennummer einzugeben. Nichts
ahnend kommen arglose Bürger dieser Aufforderung nach und sind entsetzt,
wenn große Geldbeträge ferngesteuert vom Privatkonto gestohlen
wurden. Die Bank ersetzt diesen Verlust nicht.
Ein weiterer erstaunlicher Trick wird von afrikanischen Syndikaten angewendet.
Man erhält gefälschte Mails, in denen sich Angehörige eines
afrikanischen Politikers vorstellen. Es melden sich da Elizabeth Taylor
aus Liberia, Frau des ehemaliger Präsidenten Charles Taylor, Kamara
Sankoh aus Sierra Leone, Sohn des großen Revolutionsführers
Foday Sanko und viele andere. Sie alle wollen angeblich Millionen Dollars
von Afrika nach Europa transferieren und benötigen dazu ein Privatkonto
eines Europäers. Als Belohnung für die Transaktion winkt eine
hohe Summe. Wenn man auf eine solche Mail reagiert, wird man gebeten,
für irgendwelche nebulöse Bankgebühren Hunderte oder gar
Tausende Euros vorzustrecken, die natürlich auf Nimmerwiedersehen
verschwinden.
Gegen grenzenlose Leichtgläubigkeit schützt auch im 21. Jahrhundert
keine Technik dieser Welt.
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