Die RAND Corporation, eine hervorragende amerikanische Denkfabrik,
wurde in den Fünfzigerjahren mit einem außergewöhnlichen
strategischen Problem konfrontiert. Wie könnte die amerikanische
Regierung und ihre wichtigsten nachgeordneten Stellen nach einem atomaren
Angriff erfolgreich kommunizieren? Ein Computernetzwerk im gewöhnlichen
Stil könnte noch so bewaffnet und beschützt werden, ein Teil
der Leitungen würde dennoch durch einen Nuklearangriff zerstört
werden. RAND fand schließlich eine gewagte Lösung. In erster
Linie sollte das Netzwerk keine zentrale Autorität besitzen. Alle
Knoten im Netzwerk, die einzelnen Computer also, sollten im Vergleich
zu allen anderen Rechnern den gleichen Status beim Versenden, Weitergeben
und Empfangen von Nachrichten haben.
Alle Nachrichtenpakete starteten von einem gemeinsamen Quellknoten (Computer)
und sollten in einem bestimmten Zielknoten wieder zusammenfinden. Allerdings
sucht sich jedes Paket seinen eigenen Weg durch das Netzwerk. Wenn nun
ein Teil des Netzwerks zerstört würde, spielte das überhaupt
keine Rolle, da die Nachrichten immer einen Weg zum Ziel finden könnten.
In den Sechzigerjahren wurde dieses dezentrale, "bombensichere"
Netzwerk von der RAND Corporation, dem Massachusetts Institute of Technology
und der University of Los Angeles diskutiert. 1968 stellte das National
Laboratory in Großbritannien das erste Testnetzwerk mit diesen Grundprinzipien
vor. Kurz darauf beschlossen die USA, die "Advanced Research Project
Agency" (ARPA) als eine Abteilung des Verteidigungsministeriums zu
gründen. ARPA startete ein großes und anspruchsvolles Projekt
in den USA. Die Knoten dieses Netzwerks waren Supercomputer. Im Herbst
1969, im Jahr der Mondlandung, wurde der erste Knoten in der Universität
von Los Angeles installiert. Im Dezember 1969 waren schon vier Knoten
in dem Netzwerk zusammengeschlossen, das nach ihrem Gründer im Pentagon
"ARPANET" genannt wurde.
Das moderne und vor allem friedliche Internet als direkter technischer
Nachfolger des militärischen ARPANET ist eine Verbindung von Millionen
von Computern in aller Welt. Es verbindet Großrechner und kleine
PCs, die von Regierungen, Militärs, Firmen, akademischen Institutionen
und privaten Einzelpersonen unterhalten werden. Das Internet wird von
keiner Organisation und keiner Regierung gelenkt. Es ist ein gigantischer
herrenloser Apparat und somit ein demokratisches Informations- und Nachrichtensystem.
Die Vielfalt erhält das Internet durch die Millionen Menschen, die
seine Dienste in Anspruch nehmen. Das Internet wird, so wie jede große
technische Errungenschaft, die Gesellschaft stark verändern. In welcher
Weise dies geschieht, hängt davon ab, wie dieses System genutzt wird.
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