Teilchenbeschleuniger sind Maschinen, die fast jeder bei sich zu Hause
stehen hat: Das Fernsehgerät. Innerhalb des Bildschirms werden Elektronen
beschleunigt und gegen die Mattscheibe geschossen. So entsteht das Fernsehbild.
Auch Röntgengeräte sind Teilchenbeschleuniger. Elektronen prallen
auf eine Metallplatte, so dass sich ihre Energie in Röntgenstrahlen
umwandelt. In den Beschleunigern der Hochenergiephysik sind die eingesetzten
Energiemengen wesentlich größer. Die Geräte tragen Namen
wie Zyklotron, Betatron oder Synchrotron.
Teilchenbeschleuniger sind "Relativitätsmaschinen", weil
sie exakt nach Einsteins Relativitätstheorie funktionieren. Aus diesem
Grunde entschlüpft einem Physiker bestenfalls ein müdes Lächeln,
wenn allsommerlich Meldungen auftauchen, dass Einsteins Relativitätstheorie
widerlegt worden sei. Einstein stellte die Theorie auf, dass Masse und
Energie nach E = m * c2 ineinander umgewandelt werden können.
Tatsächlich unterscheidet man bei den kleinsten Teilchen nicht mehr
zwischen Masse und Energie, beides misst man in Elektronenvolt. Ein Elektronenvolt
entspricht 1,6 × 10-19 Joule. Anders ausgedrückt:
Die aus dem Kochbuch bekannte Kilokalorie ist - in Elektronenvolt angegeben
- eine Zahl mit 22 Nullen.
Einstein hat zudem vorausgesagt, dass die Bewegungsenergie eines Körpers
in Masse umgewandelt wird, wobei die Lichtgeschwindigkeit eine Grenze
darstellt. Im Alltag merkt man nichts davon, aber wenn man Teilchen bis
an die Lichtgeschwindigkeit beschleunigt, werden sie deutlich schwerer
statt schneller. Ausnahmslos alle Meldungen der letzten Jahre, wonach
es gelungen sei, die "Lichtmauer" zu durchbrechen, haben sich
nachträglich als Zeitungsenten herausgestellt.
Ein Grund für die Teilchen-Schießübungen ist die Suche
nach der Vereinigung aller Kräfte. Es sind vier verschiedene Kräfte
im Universum bekannt: Die Schwerkraft, die alles am Boden hält, die
starke Kernkraft, die nur im Atomkern wirkt, die schwache Kraft, die für
den radioaktiven Beta-Zerfall verantwortlich ist, und die elektromagnetische
Kraft, die Elektromotoren, Funkgeräte, chemische Reaktionen und andere
Bereiche beherrscht. Bei einem Energieeinsatz von einigen 100 Milliarden
Elektronenvolt ist es gelungen, die schwache Kraft und die elektromagnetische
Kraft in einer (elektroschwachen) Theorie zu vereinen. Bei Teilchenmassen
von ungefähr 1022 Elektronenvolt rechnet man mit experimentellen
Beweisen für die Einbeziehung der starken Kernkraft. Ob es aber jemals
gelingen wird, den Urknall nachzubilden und damit die Vereinigung aller
vier Kräfte in einer allumfassenden Theorie zu erklären, ist
noch ungewiss.
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