Die Grippesaison 2019 ist längst eröffnet, der Höhepunkt wird in diesen Tagen erreicht. Die Impfbegeisterung hält sich bei uns in Grenzen, und das hat Folgen. Es scheint sich noch nicht herumgesprochen zu haben, dass die echte Grippe (Influenza) eine gefährliche Krankheit ist. Ein Schnupfen ist lästig, aber die Grippe ist besonders schmerzhaft, wird von hohem Fieber begleitet, dauert oft mehrere Wochen und endet nicht selten tödlich. Die Menschen, die sich impfen lassen, sichern durch "Herdenschutz" auch ihre Umgebung, weil sich Viren in teilgeschützten Populationen schlechter verbreiten als in völlig ungeschützten. Durch Impfungen wurden Krankheiten wie etwa die Pocken oder die Kinderlähmung ausgerottet. Das Argument der Impfgegner, wonach diese Krankheiten ohnehin verschwunden wären, ist falsch. Andernfalls dürften ja die Masern nicht wiederkommen. Sie kommen aber regelmäßig wieder, wenn sich Menschen nicht impfen lassen.
Das untauglichste Argument, das gegen das Impfen vorgebracht wird, ist der Vorwurf, die Pharmafirmen seien nur auf Profit aus. Wer das kritisiert, muss konsequent auf sämtliche Medikamente verzichten, denn hinter ihnen steckt ja vermeintlich nur schnödes Profitstreben. Keine Antibiotika, keine Krebstherapie, keine Blutverdünner, keine Blutdrucksenker, keine Schmerzmedikamente, keine Immunsuppressiva. Das sind, wenn man die "Argumente" ernst nimmt, alles widrige Profitprodukte. Wer dieser Logik folgt, darf sich nicht einmal einer Operation unterziehen, denn dabei werden "profitorientierte" Narkosemittel und Ringerlösungen verabreicht.
Wiederholt werden auch Nebenwirkungen erwähnt. Alles, was wirkt, kann Nebenwirkungen haben. Daran wird sich nie etwas ändern. Sogar die Erste Hilfe hat Nebenwirkungen. Wenn ein Patient eine stark blutende Wunde als Sofortmaßnahme mit der Hand abdeckt, können Infektionen auftreten und bei einer Herzmassage können Rippen brechen. Trotzdem stehen diese Erste-Hilfe-Maßnahmen außer Streit, weil damit Menschenleben gerettet werden.
Die "Trefferquote" bei Grippeimpfungen schwankt. Einmal erwischt man das aktuelle Virus der Saison gut, ein andermal weniger. Trotzdem ist es vorteilhaft, sich impfen zu lassen. Unser Immunsystem steigert nach der Impfung auch bei geringen Differenzen zwischen dem erwarteten und dem tatsächlich auftretenden Virus seine Abwehrkraft gegen den Erreger, was immerhin zu milderen Krankheitsverläufen führt. Wer sich regelmäßig gegen Influenza impfen lässt, baut in seinen Zellen eine biochemische Bibliothek von Antikörpern auf, die die Abwehrchancen des Körpers gegen mutierte Grippeviren deutlich erhöht.