Geld macht nicht glücklich, sagt man. Aber es beruhigt, fügen manche augenzwinkernd hinzu. Geld allein kann tatsächlich wenig bewirken, wenn das Umfeld kränkelt. Ich habe hier vor rund einem Jahrzehnt über einen Vorfall berichtet, ich darf anlässlich des neuen Jahres das Erlebnis wiederholen.
Es ist Jahre her, da arbeitete ich an einer deutschen Universität an genetischen Mechanismen der Entstehung neuer Tierarten. Ein Kollege und ich versuchten damals, Trennverfahren von Biomolekülen, die man heute in der Gentechnik, in der Medizin und in der Kriminalistik routinemäßig anwendet, technisch zu verbessern. Es gelang uns durch Veränderung vieler Parameter wie der elektrischen Spannung, der Kühlraumtemperatur, der Verwendung neuer Chemikalien usw. die Tages-Stichprobenzahl auf ein Vielfaches zu erhöhen bei gleichzeitiger Steigerung der Qualität. Als mein Kollege anlässlich eines Kongresses unsere neu entwickelte Methode den Biologen an einer österreichischen Universität zeigte, war niemand beeindruckt. Einer meinte: "Na und? Bekommst du deswegen mehr bezahlt?"
Diese Mentalität lässt die Studentenzahlen nur in weichen Fächern ansteigen. Naturwissenschaftlich erstklassige Fachleute können in Österreich auf diese Weise kaum entstehen, denn diejenigen, die in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) nach Großem streben, zieht es meist ins Ausland. Der große Nobelpreisträger Richard Feynman schreibt in seiner Autobiografie ("Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman!"), dass er am "CALTECH" in Pasadena - ein Vorort von Los Angeles - blieb, obwohl andere Universitäten ihm ein höheres Gehalt geboten hatten. Für Feynman war ein inspirierendes Umfeld wichtiger als Geld. Bildungspolitiker sollten seine Autobiografie lesen. Sie ist erhellender als die meisten "evidenzbasierten" Statistikstudien, die bei uns als Massenware produziert werden.
Es hat sich in den letzten Jahren an Österreichs Universitäten manches gebessert, aber das Grundproblem ist geblieben. Es mangelt immer noch an Teamgeist. Neid und Missgunst sollten keinen Platz haben, weder in den Wissenschaften noch in der Kunst. Vielmehr sind die Anerkennung und die Freude an den Erfolgen anderer wichtig und ein Ansporn für weitere Anstrengungen. Wenn die Politik zusätzlich mehr Geld zur Verfügung stellte, könnte Österreich international vielleicht ein wenig aufschließen. Solange "Eliten" in Österreich in erster Linie als schillernde Bobos erscheinen, kann niemand bei uns das wissenschaftlich-kreative Niveau auf die Ebenen von Giganten wie USA, Großbritannien, Deutschland, Schweiz, Israel und anderer Länder heben.