„Schlecht vorbereitet!“ schimpft der Lehrer, wenn der Schüler während einer Prüfung Großbritannien auf einer Weltkarte nicht finden kann, was angeblich bei der Hälfte aller Jugendlichen der Fall ist. Schlecht vorbereitet ist auch, wer „Death clock“ mit Todesglocke übersetzt, was vor einigen Jahren dutzenden deutschsprachigen Journalisten passiert ist.
Schlecht vorbereitet ist auch unsere Gesellschaft, die sich in einer technischen Revolution unvorstellbaren Ausmaßes befindet. Wir können die Entwicklung nur verstehen, wenn wir uns klarmachen, dass der technische Fortschritt nicht gewollt war, sondern uns einfach passiert ist. Wir betrachten drei beliebig ausgewählte Beispiele. Das Internet war ursprünglich ein militärisches Testprojekt, um elektronische Nachrichten auch nach einem Atomwaffenangriff versenden zu können. Facebook war konzipiert als kleines Nachrichtensystem innerhalb einer Studentenverbindung an der Universität Harvard. Die Werkzeuge der Gentechnik - die „Restriktionsenzyme“ - wurden zufällig an der Universität Basel entdeckt, zwei amerikanische Genetiker wurden hellhörig und begannen damit zu arbeiten. Wie vieles andere starteten diese drei Projekte ganz klein, am Ende veränderten sie die Welt.
Wie reagiert die Politik darauf? Drei wiederum willkürlich gewählte Beispiele seien angeführt. US-Senator Simon Cameron sagte 1901: „Ich bin der ganzen Sache, die hier Wissenschaft genannt wird, müde … wir haben in den letzten Jahren bereits Millionen Dollar aufgewendet, und es wird Zeit, dass dies ein Ende nimmt.“ Der oberösterreichische Landeshauptmannstellvertreter Thomas Stelzer verkündete: „Wir selbst bestimmen, welchen Fortschritt wir wollen.“ Der deutsche Journalist und Politiker Wilhelm Liebknecht (1826 - 1900) sagte einmal „Wissenschaft kennt keine Nationalität“. Über Cameron können wir heute nur noch schmunzeln, Mag. Stelzer hat seinen Satz vielleicht gut gemeint, aber im Bereich der Technik und Wissenschaften hat er die Möglichkeiten der Demokratie überschätzt. Liebknecht brachte es auf den Punkt. Wissenschaft ist international und entzieht sich jeder lokalen Politik. Elektronik und Biotechnologie werden die Welt weiter verändern. Sie bleiben ein Monopol der Naturwissenschaftler, solange Politiker ohne naturwissenschaftliche Grundkenntnisse glauben, Demokratie reiche aus um alles zu kontrollieren.
Die Anwendungen moderner Technik sind wie ein Ritt auf einem großen Stier. Alle sind beeindruckt, alle bestaunen das gehörnte Monster in einer Mischung aus Furcht und Bewunderung und weichen zurück. Wohin die Reise geht, bestimmen aber nicht wir, sondern der Stier.