Die Masernepidemie und ein totes kind haben die Öffentlichkeit aufgerüttelt. Allein in Berlin wurden seit Beginn dieses Jahres über fünfhundert Erkrankungen gemeldet. In Berlin, so meldet die Stiftung Warentest, sind in den ersten Wochen dieses Jahres mehr Menschen erkrankt als im Jahr 2014 in ganz Deutschland. Die Erkrankungszahlen steigen weiter an. Betroffen sind in erster Linie Erwachsene.
Wer schon einmal an Masern erkrankt war, hat Antikörper gegen die Viren gebildet. Das Masernvirus (MeV) gehört zur Familie der Paramyxoviren. Sie sind primitiv gebaut und alles andere als harmlos. Das deutsche Robert-Koch-Institut betont, dass die durch Impfung oder Erkrankung erworbene Masernimmunität ein Leben lang anhält und daher keine weitere Impfung nötig ist. Die Deutsche Stiftung Warentest ignoriert die Flut der über Facebook und Twitter vorgetragenen „Warnungen“ der Impfgegner und empfiehlt ausdrücklich eine Impfung, wenn bisher keine erfolgt ist. Die Masern-Impfung kann wegen zigtausender Untersuchungen weltweit als bewährt angesehen werden und schützt zuverlässig vor schweren Krankheitsverläufen. Bei Kindern werden meist zwei Impfungen empfohlen, denn ungefähr fünf Prozent aller Kinder bilden aufgrund der ersten Impfung noch keine schützenden Antikörper. Eine zweite Dosis soll den Schutz dann garantieren.
In den ersten Tagen nach der Impfung können Impfreaktionen auftreten, wie etwa Fieber und Rötungen an der Einstichstelle. Nach einigen Wochen bekommen ca. 2 Prozent der geimpften Kinder vorübergehend eine nicht ansteckende Impfkrankheit mit Fieber und schwachen Hautausschlägen. Komplikationen sind hier extrem selten, jedenfalls um Größenordnungen seltener als bei echten Erkrankungen. Die eigentliche Masernkrankheit wird leider sträflich unterschätzt und kann in manchen Fällen einen gefährlichen Verlauf nehmen.
Masernviren werden wie Schnupfen- und Grippeviren übertragen. Einige Kinder leiden nach einer Maserninfektion auch unter Mittelohr- und Lungenentzündungen, die zu ernsten Folgeschäden führen können. Manchmal kann Jahre nach einer Maserninfektion eine besondere Form der Gehirnhautentzündung („SSPE“) auftreten, die immer tödlich endet.
Geimpfte Personen schützen nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Umgebung. So genießen immungeschwächte Erwachsene und Kinder einen Schutz, wenn sie von Menschen umgeben sind, die gegen Masern immun sind. Diese Herdenimmunität hat über Jahrzehnte funktioniert, bricht aber jetzt durch die Impfmüdigkeit allmählich zusammen. Wer sich impfen lässt, handelt auch sozial verantwortlich. „Argumente“ gegen das Impfen sind meist frei erfunden und wissenschaftlich nicht haltbar.