Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, der „Primas Germaniae“, sagte kürzlich in einem Interview: „Ein, so scheint mir, wichtiger Unterschied zwischen den beiden Religionen liegt darin, dass das Christentum durch die Aufklärung gegangen ist, der Islam hingegen nicht – was sich als ein Problem erweisen kann.“ Der Satz soll Gelegenheit geben, über das europäische Phänomen der Aufklärung nachzudenken.
Kennzeichen der Aufklärung, die im 18. und 19. Jahrhundert ihre Höhepunkte hatte, sind die menschliche Vernunft, das Ablegen von Vorurteilen, die religiöse Toleranz und die Beachtung der Naturwissenschaften, um die wichtigsten zu nennen. Gesellschaftspolitisch verfolgte die Aufklärung das Recht auf persönliche Handlungsfreiheit, Bildung, allgemeine Menschenrechte und das Gemeinwohl. „Emanzipation“ lautete die Parole. Das Wort kommt aus dem lateinischen „e manu patere“, was bedeutet, jemanden „aus der [führenden] Hand zu entlassen“.
Bedeutende Vertreter der Aufklärung waren der französische Philosoph und Mathematiker René Descartes, der britische Mathematiker und Physiker Isaac Newton, die deutschen Schriftsteller, Philosophen und Universalgelehrten Johann Wolfgang von Goethe, Gottfried Wilhelm Leibniz und Immanuel Kant sowie eine große Zahl an Biologen, Physikern und Astronomen.
Die USA sind nicht nur durch die importierte europäische Aufklärung mächtig geworden, sondern durch die Tatsache, dass es das erste und einzige Land der Neuzeit ist, das als Demokratie gegründet wurde. Zur Supermacht wurden die USA durch eine Handvoll energischer Unternehmer des 19. und 20. Jahrhunderts. Es waren der Ölproduzent John D. Rockefeller, der in England geborene Stahlgigant Andrew Carnegie, der „Schiffs- und Eisenbahnkönig“ Cornelius Vanderbilt, der Autoproduzent Henry Ford und der Telefonbetreiber, Stromerzeuger und Investmentbanker John P. Morgan, der durch den Ankauf von Staatsanleihen die USA 1907 vor dem sicheren Bankrott rettete. Diese amerikanische Tradition wurde durch Leute wie Andrew Grove (Intel), Tomas Watson (IBM), Steven Jobs und Stephan „Steve“ Wozniak (Apple), William „Bill“ Gates (Microsoft) und anderen bis heute weiter geführt. Diese Leute waren und sind skrupellos und steinreich, aber sie haben neben Macht und Reichtum auch Wohlstand und Fortschritt produziert.
Die Gegner der Aufklärung findet man in den Lagern rechter und linker Ideologen und fundamentalistischer Theologen. Sie verachten frei denkende und handelnde Menschen. Sie wollen angepasste Kreaturen und dressierte Völker, die ihren Führern gedankenlos folgen, entweder zurück in eine geistige Steinzeit oder mitten ins Verderben. Meist beides.