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27. Juli 2024


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DER ERBSENZÄHLER


Johann war intelligent und naturwissenschaftlich interessiert. Er litt in seiner Jugend an Entbehrungen, der Eintritt ins Augustinerkloster in Brünn, wo er den Namen Gregorius bekam, rettete ihn vor dem Hungertod. Er bekam die Aufgabe, sich um das kostbare Herbarium zu kümmern und im nahen Gymnasium zu unterrichten. Da Bruder Gregor kein Universitätsdiplom besaß, schickte ihn der Abt nach Wien zum Studium, wo er aber keine Abschlussprüfung bestand.

Im Kloster begann Bruder Gregor, Erbsen zu züchten. Er kreuzte reine Rassen miteinander und wertete die Resultate aus. Unter einer reinen Rasse versteht man in der Biologie Zuchtprodukte, die sich in einem Merkmal gleichen. Weiße Mäuse, die wieder weiße Mäuse hervorbringen, bilden eine reine Rasse, man nennt sie auch „homozygot“. Kreuzt man zwei verschiedene Rassen miteinander, so erhält man Mischformen, auch „Hybride“ genannt. Sie sind genetisch „heterozygot“. Innerhalb von acht Jahren nahm Bruder Gregor zwölftausend Kreuzungen von Erbsen vor und zählte die Resultate der Folgegenerationen aus. Es fielen ihm dabei Regelmäßigkeiten auf, wie etwa die Tatsache, dass nach der Kreuzung verschiedener Rassen in der Folgegeneration alle Individuen gleich waren. In späteren Generationen kam es zu Häufigkeitsverteilungen, die immer dem gleichen Muster folgten.

Bruder Gregor beschrieb seine Erkenntnisse, lieferte auch die richtige Erklärung dazu und schickte seine Publikation an verschiedene Institute. Einer der Botaniker, ein gewisser Professor Nägeli in der Schweiz, schrieb zurück: „Verehrter Herr College, es scheint mir, dass die Versuche mit Pisum [Erbsen] nicht abgeschlossen seien, sondern dass sie erst recht beginnen sollten ...“. Bruder Gregor wiederholte seine Versuche mit anderen Pflanzenarten und kam zu den gleichen Ergebnissen wie bei den Erbsen. Wieder interessierte sich niemand für die Resultate. In Wien präsentierte Bruder Gregor seine Erkenntnisse einem Professor. Dieser meinte sinngemäß, dass die ganze Erbsenzählerei Unsinn sei und zu nichts führe. Bruder Gregor solle die Finger von der Wissenschaft lassen.

Es war vor 150 Jahren, als Bruder Johann Gregor Mendel am 8. Februar 1865 seine „Versuche mit Pflanzenhybriden“ erstmals öffentlich präsentierte. Niemand interessierte sich für diese grandiose wissenschaftliche Revolution, denn sie kam ja nicht von einer anerkannten Kapazität, sondern „nur“ von einem österreichischen Mönch. 35 Jahre lagen Mendels Erbgesetze in den Schubladen, bis sie gleichzeitig von drei Biologen 1900 wieder entdeckt wurden. Gregor Mendel hatte ein typisch österreichisches Schicksal ereilt. Naturwissenschaftliche Erneuerer werden bei uns traditionell ignoriert.



© 2015 Rudolf Öller, Bregenz



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(1858-1947)
entdeckte den Quantensprung, das Allerkleinste, was die Natur an Energie zu bieten hat. In der Folge versuchte er mehrfach, seine eigene bahnbrechende Theorie zu widerlegen, was ihm nicht gelang.


Rudolf Oeller:

Typhon District

Thriller über eine Gruppe von Wissenschaftlern, die Gott gründlich ins Handwerk pfuscht und dabei zugrunde geht.
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Alles beginnt mit einer harmlosen Untersuchung: Als Ben, ein Molekularbiologe, um Hilfe gebeten wird, weil die Schimpansenweibchen im Zoo keinen Nachwuchs bekommen, ahnt er noch nicht, dass seine Welt bald aus den Fugen geraten wird. Die Ursache der Zeugungsunfähigkeit ist nämlich eine Chromosomenmutation der Affendamen, und die bringt seinen Chef auf eine folgenreiche Idee. So entsteht das unter Verschluss gehaltene Projekt Typhon District, benannt nach einem Hybridmonster aus der Mythologie. Erst allmählich kommen bei Ben und seinem internationalen Team Zweifel auf. Doch da sind sie bereits tief in einem Strudel von Geld und Machtgier, Manipulation und Skrupellosigkeit gefangen. Nicht nur ihre eigenen Leben sind bedroht. Als sie das bemerken, ist es bereits zu spät.

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