Aids, das 1981 erstmals beobachtet wurde, zerstört das Immunsystem der infizierten Patienten. Damals kursierte das HIV-1 (Human Immundeficiency Virus = menschliches Immundefektvirus) bereits seit Jahrzehnten unter den Menschen. Genetische und statistische Analysen von aufbewahrten Gewebsproben in Krankenhäusern und an Universitäten durch ein Team von Fachleuten aus Oxford (England) und Leuven (Niederlande) konnten die HIV-Ursprünge nachweisen. Die Untergruppe „M“ des Virus begann seinen Seuchenzug um die Erde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Warum die M-Gruppe so erfolgreich war, nicht aber die verwandten Gruppen N, O und P ist noch nicht geklärt.
Das Virus stammt aus dem Kongobecken, wo es von Affen auf den Menschen übertragen wurde. Als mögliche Übertragungsorte gelten Lumumbashi im Süden des Kongo, die Region um Kisangani im Norden, die Hauptstadt Kinshasa sowie die Großstadt Brazzaville. Das Forscherteam konzentrierte sich bei den Untersuchungen auf die Genetik des Oberflächenproteins GP120, das häufig mutiert. Die Biologen und Mediziner sind sich heute einig, dass der gemeinsame Urahn aller HI-Viren um 1920 höchstwahrscheinlich in der Hauptstadt Kinshasa entstanden ist. Von dort aus breitete sich das Virus entlang der Transportrouten aus. Im Süden des Kongo kam HIV früher an als im Norden. Die Krankheit blieb wegen der geringen Lebenserwartung der Bevölkerung und vieler Tropenkrankheiten unentdeckt. Aids versteckte sich in einem statistischen Rauschen vieler Fieberkrankheiten.
In den Sechzigerjahren verbesserte sich die medizinische Versorgung, aber mit der Hygiene der Spritzen nahm man es nicht so genau. Aus diesem Grund stieg die Infektionsrate explosionsartig an. Nach Einführung der Einwegkanüle stagnierte die Durchseuchungsrate, stieg aber durch gesellschaftliche Veränderungen, insbesondere durch Migration und die Zunahme der Prostitution, weiter an. Nach wenigen Jahren gelangte das Virus nach Angola, wo Gastarbeiter aus der Karibik beschäftigt waren. Nachdem diese nach Hause zurückgekehrt waren, verbreitete sich HIV zunächst in Haiti und gelangte in der Folge in die USA. Bei schwulen Männern in San Franzisco wurde Aids erstmals als Krankheit wahrgenommen. Damals war die Durchseuchungsrate in Afrika und in der Karibik bereits so hoch, dass Eindämmungsversuche nicht mehr erfolgreich gewesen wären.
Das Teuflische an Aids ist die jahrelange Inkubationszeit. Nach der Infektion tauchen grippeähnliche Symptome auf, dann passiert lange nichts. Tritt Aids in seinem Endstadium auf, ist es meist zu spät. Aids ist trotz vieler entwickelter Medikamente immer noch eine unheilbare und tödliche Krankheit.