Welt der Naturwissenschaften
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2. November 2024


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NEOPHOBIE: GALILEI


Der italienische Mathematiker und Physiker Galileo Galilei blickte durch sein Fernrohr und staunte: Die Mondoberfläche hatte  Gebirge und Täler wie die Erde. Offenbar war die Erde nichts Einzigartiges im Universum, wie man immer geglaubt hatte. Der Planet Jupiter hatte Monde. Damals musste man die Lehre des Philosophen Aristoteles für wahr halten, dass sich ausnahmslos alles um die Erde dreht. Es bewegte sich aber etwas um Jupiter. Aristoteles war damit widerlegt. Der Planet Venus zeigte Phasen wie der Mond. Das war ein Hinweis, dass sich die Venus nicht um die Erde bewegte, sondern um die Sonne. Zu schlechter Letzt zeigte die Sonne Fleckenmuster. Sie war nicht so rein, wie Aristoteles behauptet hatte.

Kopernikus hatte schon hundert Jahre zuvor nicht die Erde, sondern die Sonne im Mittelpunkt des Universums vermutet. Diese These schien nun bestätigt. Einige Dominikanermönche wurden hellhörig und machten ihre Ordensbrüder in der Inquisition darauf aufmerksam, dass die Ideen des Kopernikus von Ketzern unterstützt würden, was auch der Fall war. Im Februar 1616 trat eine kirchliche Kommission zusammen und verurteilte einige Theorien Galileis als philosophisch unhaltbar und theologisch irrig. Der Jesuit Kardinal Bellarmin wurde beauftragt, Galilei aufzufordern, einige kritisierte Ansichten aufzugeben. Es kam zu einem Gespräch, dessen genauer Inhalt nicht bekannt ist. Es ging darum, die Lehre des Kopernikus nicht als bewiesene Theorie, sondern nur als Hypothese zu verwenden. Einfacher ausgedrückt: Galileo darf die Lehre, wonach sich die Erde um die Sonne dreht, nicht als wissenschaftlich bezeichnen, sondern nur als Hirngespinst eines deutsch-polnischen Astronomen.

Einige Jahre später publizierte Galileo das Buch "Dialog über die beiden hauptsächlichen Weltsysteme", in dem zwei Gelehrte die alte aristotelische Lehre der Kirche und die neue Lehre des Kopernikus verteidigten. Galileo nannte den Vertreter der kirchlichen Lehre „Simplicio“, was weder der Inquisition noch Papst Urban VIII gefiel. Am 22. Juni 1633 wurde Galileo Galilei in der römischen Kirche "Santa Maria Sopra Minerva" zu lebenslangem Hausarrest verurteilt.

Historiker glauben, dass die Kirche damals Angst hatte. Galileo hatte mit dem wissenschaftlichen Experiment einen Weg gefunden, Naturgesetze zu entdecken. Aristoteles und Platon stiegen in die 2. Liga ab. Das war neu und wurde damals als beklemmend empfunden. Galileis Methode, das Experiment zum Prüfstein zu machen, entwickelte sich zu einem Flächenbrand. Forscher späterer Jahre mussten keine Verfolgungen mehr erleiden. Im Herbst 1992, fast 360 Jahre später, wurde Galilei von Papst Johannes Paul II rehabilitiert.




© 2014 Rudolf Öller, Bregenz



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