Auf Vorschlag der Internationalen Astronomischen Union ist das Jahr
2009 zum Jahr der Astronomie erklärt worden. Vor vierhundert Jahren
war das Teleskop erstmals für astronomisch-wissenschaftliche Zwecke
eingesetzt worden. Der aus Pisa stammende italienische Gelehrte Galileo
Galilei (1564-1642) hatte sich nicht mit dem Lesen alter Schriften begnügt,
er war überzeugt, Naturgesetze mittels ausgeklügelter Experimente
ergründen zu können. Er ließ Pendel schwingen und Kugeln
schiefe Ebenen hinabrollen. 1609 blickte er durch ein Fernrohr und sah
unglaubliche Dinge. Der Mond hat so wie unsere Erde Gebirge und Ebenen.
Es gibt Monde, die nicht nur um die Erde kreisen, wie man damals glaubte,
sondern auch um den Planeten Jupiter. Die angeblich makellose Sonne
zeigt Flecken, die auftauchen und verschwinden wie Pickel auf dem Gesicht
eines Teenagers.
Galilei hatte eine Methode entwickelt, der Natur Geheimnisse zu entlocken.
1603 trat Galilei als eines der ersten Mitglieder der „Akademie
der Luchse“ bei, die er von einem esoterischen Verein in eine
wissenschaftliche Bildungsstätte umformte. Diese Vorgänge
konnten den Dominikanern, die damals die Inquisition betrieben, nicht
verborgen bleiben. Sie begannen gegen ihn zu ermitteln, hatten aber
nichts Brauchbares in der Hand. Ein Kardinal begnügte sich 1616
mit der freundlichen Ermahnung, die Bewegung der Erde um die Sonne nicht
als prüfbare Theorie sondern nur als Hypothese zu benutzen. Der
große Krach begann, als 1632 Galileis Buch „Dialog über
die beiden hauptsächlichen Weltsysteme“ erschien. Das Werk
wurde als Attacke auf das Wahrheitsmonopol des Papstes gesehen. Galilei
reiste nach Rom, um sein Werk zu verteidigen. Prompt wurde er verhört,
und drei Theologen schrieben ein Gutachten. Darin hieß es ua:
„Galilei hat eine Anordnung … nicht befolgt und den 'Dialogo'
nicht auf Latein sondern auf italienisch geschrieben, um das unwissende
Volk zu verführen, bei dem sich der Irrtum leichter festsetzt.“
Galileo, der Begründer der modernen Wissenschaft war fraglos kein
trockener Gelehrter. In seinen Notizen findet sich der Satz: „Die
Mathematik dient dazu, die Schwachköpfe abzumessen, die Trottel
zu wiegen und die einen wie die anderen zu nummerieren.“
1633 hat ein Inquisitionsgericht Galilei wegen Ketzerei verurteilt.
Galileis rechter Mittelfinger war nach dessen Tod abgenommen worden
und befindet sich heute im Museum der Wissenschaft in Florenz. Was er
provokant verkündet, hat Bertold Brecht in seinem Werk „Das
Leben des Galilei“ zusammengefasst: „Die alte Zeit ist herum,
und es ist eine neue Zeit. … Das Weltall hat über Nacht seinen
Mittelpunkt verloren, und am Morgen hatte es deren unzählige.“