Der ORF wusste, warum er die amerikanische TV-Serie „Breaking Bad“ in die Nachtstunden verlegte, denn es handelt sich nicht nur um die wahrscheinlich beste Serie, die jemals gedreht wurde, sondern auch um die härteste und kaltblütigste. Längst gibt es eine internationale, rasch wachsende Fangemeinde der vielfach prämierten Sendung. Auch ich gehöre dazu. Der Handlungsfaden ist schon nach zwei Folgen erkennbar. Der fünfzigjährige Walter unterrichtet als Chemielehrer an einer High-School in Albuquerque, New Mexico. Seine Frau erwartet mit vierzig noch ein Baby. Sohn Walter Junior ist sechzehn und körperlich behindert. Als Walter erfährt, dass er an Lungenkrebs erkrankt ist, beschließt er, seine Familie noch vor seinem Tod finanziell abzusichern. Mit Hilfe seines ehemaligen Schülers Jesse, der sich mit dem Dealen von Drogen über Wasser hält, beginnen die beiden in kleinem Maßstab, bald jedoch in industriellen Mengen, hochreines „Crystal Meth“ zu produzieren und zu verteilen. Walters Schwager, ein hoher Beamter der Drogenbehörde DEA, ahnt nichts von der Sache. Im Laufe der Geschichte ziehen Walter und Jesse auf groteske Weise eine Spur des Grauens durch den Südwesten der USA.
Crystal Meth, auch Methamphetamin genannt, gilt heute als gefährlichste synthetische Droge. Die Formel C10H15N erscheint am Beginn jeder TV-Folge von Breaking Bad, was so viel wie „auf die schiefe Bahn kommen“ bedeutet. Methamphetamin wurde Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt. Unter den Nationalsozialisten kam die Droge als „Pervitin“ auf den Markt. Unter den Spitznamen „Panzerschokolade“ und „Stuka-Tabletten“ wurde das Mittel zur Dämpfung des Angstgefühls sowie zur Steigerung der Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit bei den Soldaten verwendet.
Die TV-Serie erlaubt sich eine Spielerei mit Symbolen chemischer Elemente, die sich in naturwissenschaftlichen Kreisen der USA wachsender Beliebtheit erfreut. In manchen Fällen wird sogar die Ordnungszahl des Elements angegeben. Breaking Bad enthält die Elemente Brom (35Br) und Barium (56Ba). Die Vorarlberger Nachrichten bestünden elementsymbolisch aus Vanadium (23V), Sauerstoff (8O), Radium (88Ra), Beryllium (4Be), Erbium (68Er), Natrium (11Na), Kohlenstoff (6C), Wasserstoff (1H), Tellur (52Te) und Stickstoff (7N). Man kann sogar noch – übergreifend – die Elemente Argon (18Ar) und Germanium (32Ge) herauslesen.
Man kann seinen Namen sozusagen chemisch zerlegen oder kurze Geschichten erzählen, in denen in jedem Wort ein radioaktives Element, ein Gas oder ein Metall vorkommt. Diese Tüftelei kann Spaß machen, und es besteht keine Gefahr, damit auf die schiefe Bahn zu kommen.