Die älteste Form des Kokaingebrauchs ist das Kauen von Blättern des
Kokastrauchs „Erythroxylum coca“. Jahrhunderte lang haben
Völker der Andenregionen diese Droge aus mystischen und medizinischen
Gründen verwendet, vornehmlich zur Steigerung der Ausdauer und der
Bekämpfung des Hungergefühls. Kokain wirkt auf das vegetative
Nervensystem, es erhöht Blutdruck und Puls und steigert die Wachheit
und Aufmerksamkeit. Es erzeugt auch Euphorie und betäubt beim Menschen
das Hungerzentrum. Als Medikament wurde Kokain erstmals 1859 hergestellt
und damals zur lokalen Betäubung bei kleineren Operationen eingesetzt.
Sigmund Freud empfahl 1884 die Anwendung der Substanz zur Linderung von
Depressionen und zur Bekämpfung chronischer Müdigkeit. Freud,
der Kokain zur Behandlung seiner eigenen Depressionen verwendete, pries
die Droge zudem als ein Mittel an, das intensive Hochgefühle bewirke.
Nebenwirkungen wie Abhängigkeit, psychotische Zustände und Entzugsdepression
übersah Freud. Er beendete seine Selbsttherapie mit Kokain, nachdem
einer seiner Freunde an den Wirkungen der Droge verstorben war. Das Tragische
daran war, dass Freud selbst seinem Freund das Kokain für den Morphinentzug
verschrieben hatte.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren über Hundert kokainhältige
Getränke frei erhältlich. Die Säfte wurden gegen allerlei
Krankheiten von Heuschnupfen über Asthma bis hin zu Kreislaufproblemen
eingesetzt. Eine der bekanntesten Limona-den aus dieser Zeit ist Coca-Cola,
das aber seit 1903 kein Kokain mehr enthält.
Kokain war als Sucht auslösendes Mittel längst bekannt, als
es in den Achtzigerjahren des 20. Jahrhunderts richtig in Mode kam. Unter
Künstlern kursierte „Koks“ schon länger. Es wird
beispielsweise vermutet, dass Robert Louis Stevenson das Buch „Dr.
Jekyll and Mr. Hyde“ unter Kokaineinfluss schrieb. Auch Richard
Strauss erhielt in einer Frankfurter Klinik zur Lokalanästhesie einer
Nasenscheidewand-Operation ein mit Kokain getränktes Wattebäuschen
in die Nase eingeführt. Er schrieb unter dieser Einwirkung zwei Arien
seiner Oper Arabella.
Amerikanische Biologen konnten erst vor wenigen Jahren nachweisen, dass
die Wirkung von Kokain unter anderem darauf beruht, dass die Rezeptoren
von Serotonin blockiert werden. Dieser Nervenbotenstoff steuert den Schlafrhythmus
und bewirkt bei Mangel die Entstehung von Depressionen. Regelmäßiger
Kokainkonsum führt daher zu Schlaf- und Appetitlosigkeit und schweren
Depressionen. Zu den langfristigen psychischen Auswirkungen von Kokain
zählen Ruhelosigkeit, Angstzustände und Wahnvorstellungen.
|