Welt der Naturwissenschaften
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CANNABIS |
Ende Juni schrieb das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“: „Immer mehr Jugendliche und sogar Kinder rauchen Cannabis - bis zum Totalabsturz. Seit hochgezüchtetes Power-Kraut geraucht wird, steigt die Zahl von Schwerstabhängigen mit lebenslangen Psychoschäden.“ Cannabis, dessen Anwendung bereits 2737 v. Chr. in China erstmals beschrieben wurde, hat seit den Sechzigerjahren eine weltweite Verbreitung erfahren und steht in der Hitliste der illegalen Drogen an erster Stelle. In den USA ist sogar von einer „Marihuana-Epidemie“ die Rede. Cannaboide sind eine Mischung psychisch aktiver Substanzen, welche aus der Hanfpflanze (Cannabis sativa) gewonnen werden. Der hauptsächliche Bestandteil ist Delta-9-tetrahydrocannabiol, kurz THC genannt. Marihuana mit einem THC-Gehalt von 0,5 bis 5% wird aus getrockneten Blütenspitzen und Blättern, Haschisch (THC-Gehalt 2 bis 20%) aus getrocknetem Cannabisharz sowie gepressten Blüten hergestellt. THC reichert sich im Fettgewebe an, die Abbauhalbzeit beträgt dort 7 Tage. Oft ist THC noch wochenlang im Körper nachweisbar. THC dockt im Nervensystem an Cannaboidrezeptoren an, die im ganzen Körper, insbesondere aber im Zentralnervensystem, zu finden sind. Cannabis ist - dosisabhängig - psychisch und körperlich hochwirksam. Als psychische Wirkungen sind nachweisbar: Euphorie und Entspannung, verzerrte Zeitwahrnehmung, Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses und der Konzentration, Störungen motorischer Fähigkeiten sowie deutliche Einschränkung der Reaktionszeit und der Fähigkeit für komplexe Tätigkeiten. Cannabis rauchende Schüler „verblöden“ allmählich und allgemein erkennbar. Die unangenehmsten Nebenwirkungen sind Angst- und Panikattacken. Auch körperliche Wirkungen sind bekannt: Steigender Blutdruck, höhere Herzfrequenz, Schläfrigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit und Zittern. Eine schwedische Langzeitstudie zeigte ein erhöhtes Risiko des vorzeitigen Todes bei Cannabis konsumierenden jungen Männern, wobei Tod durch Unfall und Gewalt vorrangig sind. Systematische Tierversuche - diese verbieten sich bei Menschen - verheißen nichts Gutes. Die chronische Zufuhr von Cannabis verringert die Testosteronproduktion, verschlechtert die Spermienqualität, reduziert das Geburtsgewicht der Nachkommen und schwächt das Immunsystem gegenüber Infektionen. Die vielfältigen Wirkungen von Cannabis lassen vermuten, dass im Rahmen einer vorsichtigen medizinischen Anwendung eines Tages ein gezielter Einsatz möglich sein könnte. Solange man die geradezu katastrophalen Nebenwirkungen aber nicht im Griff hat, bleibt jeder Ruf nach „Freigabe“ verantwortungslos. |
Sommerserie 2004: Drogen
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© 2004 Rudolf Öller, Bregenz |
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