Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2004

Als ich aus der Zelle durch die Tür in Richtung Freiheit ging, wusste ich, dass ich meine Verbitterung und meinen Hass zurücklassen musste, oder ich würde mein Leben lang gefangen bleiben.
(Nelson Mandela)


21. Dezember 2024


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VALIUM

Stressbedingte Angstzustände und Schlafstörungen entwickelten sich im Laufe der letzten Jahrzehnte in den Industrienationen zu Volkskrankheiten. Die „Benzodiazepine“ rückten dabei als Kurzzeittherapie in den Mittelpunkt des Interesses und verdrängten teilweise die Barbiturate als klassische Beruhigungs- und Schlafmittel. Die Entwicklung begann 1960 mit Chlordiazepoxid (Librium®). Während dieser Zeit nahmen die klinischen Anwendungen, leider aber auch der Missbrauch, dramatisch zu. Erst im Laufe der Jahre erkannte man nach und nach die Grenzen der Anwendung, die Nebenwirkungen und das Missbrauchspotential.

Die zweite Benzodiazepinphase begann 1977 mit dem Nachweis, dass sich Diazepam (Valium®) an eine ganz bestimmte Gruppe von Zellrezeptoren im Gehirn bindet. Dies hat dazu geführt, dass man die Wirkung dieser Medikamente heute besser versteht als zuvor.

Der Nervenbotenstoff GABA (Gamma-Aminobuttersäure) hemmt im menschlichen Gehirn die Erregbarkeit, indem er sich an die GABA-Rezeptoren bindet und den Ionenfluss verändert. Unmittelbar neben dem GABA-Rezeptor sitzen die Benzodiazepin- und die Barbiturat-Bindungsstellen. Die Situation wird verkompliziert durch die Tatsache, dass es verschiedene Rezeptortypen gibt, deren Funktionen und Wechselwirkungen erst nach und nach aufgedeckt wurden. So kann man auch einen Gegenspieler von Valium (Anexate®) verabreichen, der an den Rezeptoren andockt, wenn Valium® überdosiert wurde. In diesem Fall kann es zu akuten Angstzuständen kommen.

Ungeklärt ist die Frage, warum die Natur diese Rezeptoren entwickelt hat. Es kann kein Zufall sein, dass wir Menschen mit derart komplizierten Rezeptorstellen im Gehirn ausgestattet sind. Die Suche nach körpereigenen Drogen, die den Benzodiazepinen entsprechen, war bisher allerdings erfolglos.

Bei regelmäßigem Benzodiazepinkonsum besteht die Gefahr einer psychischen und körperlichen Abhängigkeit, wobei verschiedene Symptome auftreten können: Schwindelgefühle, Bewegungs- und Gangunsicherheit (Torkeln), Muskelschwäche, Verwirrtheit, akute Erregungszustände, gesteigerte Aggressivität bis hin zu unkontrollierten Wutanfällen, Sehstörungen, Erinnerungslücken und Depressionen. Bei Entzug sind Schlaflosigkeit, Angstzustände, Erbrechen, Zittern, Schwitzen, Krämpfe und Psychosen zu beobachten.

Bekannteste Vertreter der Benzodiazepine sind neben Valium® auch Rohypnol®, Dormicum® und andere. Die Wirkstoffgruppe ist rezeptpflichtig und gehört zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten überhaupt.

Sommerserie 2004: Drogen
nature

© 2004 Rudolf Öller, Bregenz


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Ejnar Hertzsprung
(1873-1967)
begründete mit Hilfe des Hertzsprung-Russel-Diagramms die moderne Kosmologie.


Rudolf Oeller:

Typhon District

Thriller über eine Gruppe von Wissenschaftlern, die Gott gründlich ins Handwerk pfuscht und dabei zugrunde geht.
Europa Verlagsgruppe. ISBN 9791220149914

Alles beginnt mit einer harmlosen Untersuchung: Als Ben, ein Molekularbiologe, um Hilfe gebeten wird, weil die Schimpansenweibchen im Zoo keinen Nachwuchs bekommen, ahnt er noch nicht, dass seine Welt bald aus den Fugen geraten wird. Die Ursache der Zeugungsunfähigkeit ist nämlich eine Chromosomenmutation der Affendamen, und die bringt seinen Chef auf eine folgenreiche Idee. So entsteht das unter Verschluss gehaltene Projekt Typhon District, benannt nach einem Hybridmonster aus der Mythologie. Erst allmählich kommen bei Ben und seinem internationalen Team Zweifel auf. Doch da sind sie bereits tief in einem Strudel von Geld und Machtgier, Manipulation und Skrupellosigkeit gefangen. Nicht nur ihre eigenen Leben sind bedroht. Als sie das bemerken, ist es bereits zu spät.

Das Buch ist sowohl im Handel als auch im Internet erhältlich.