Amerikanische Computerspezialisten hacken sich in chinesische Rechner ein, nordkoreanische Hacker wühlen in den Eingeweiden südkoreanischer Computer und jetzt erfahren wir, dass die britischen Nachrichtendienste ein Programm namens „Tempora“ entwickelt haben, das sogar die Amerikaner alt aussehen lässt.
Otto Normalanwender versteht die Welt nicht mehr und ist verunsichert. Wie funktioniert das alles? Zunächst einmal muss man wissen, dass das Internet nicht besonders kompliziert ist. Wer über ein räumliches Vorstellungsvermögen verfügt – das braucht man, um sich in den Programmebenen zurechtzufinden -, wer weiters zwei, drei Programmiersprachen beherrscht, besitzt das Rüstzeug zum Hacker. Um erfolgreich sein zu können, braucht man noch eine Portion Frechheit, denn die schwächsten Stellen im Internet sind unvorsichtige Sekretärinnen, Administratoren und Mitarbeiter, die Passwörter ausplaudern oder geheime Papiere in Containern entsorgen, wo sie gefunden werden. Die entsprechenden Spionagemethoden nennt man „social engineering“ und „information diving“. Alle Hacker wissen das, und wenn sie die nötigen Informationen besitzen, ist der Rest eine Kleinigkeit.
Das Spiel kann gefährlich werden, wie das Computervirus „Stuxnet“ gezeigt hat. Im iranischen Kernforschungszentrum Natans hat dieses Virus vor drei Jahren einen Großteil der Uranzentrifugen, die zur Gewinnung spaltbaren Materials benötigt werden, durch Erhöhung der Drehzahlen ruiniert. Was den Iranern passiert ist, kann jedem Land passieren. Hackerangriffe können nicht nur unsere gespeicherten Urlaubs- und Partyfotos ausspionieren, sondern unter Umständen lebenswichtige Systeme bedrohen.
Die Welt hat sich in kurzer Zeit radikal gewandelt. Theologen, Psychologen, Soziologen, Wirtschaftswissenschaftler, Musiker, Maler, Historiker und viele andere – sie alle sind Träger unserer Kultur, aber ihre gesellschaftspolitische Macht ist geschwunden im Vergleich zu den Giganten des 21. Jahrhunderts. Das sind die Naturwissenschaften und ihre Protagonisten, die Genetiker, Biochemiker, Physiker, Mathematiker, Programmierer und Techniker. Sie alleine sind in diesem Jahrhundert am Drücker. Viel zu lange hat man diese Leute als Messgerätableser belächelt. Wenn die nächste Generation zu schwach ist, neue geniale Genetiker, Chemiker, Physiker, Mathematiker und Programmierer hervorzubringen, um die weit fortgeschrittenen Fehlentwicklungen zu korrigieren - und nur diese Leute sind dazu in der Lage - dann wird das 21. Jahrhundert ein Zeitalter der Zombies sein: Von Nachrichtendiensten durchleuchtet, aber „glücklich“ wie die Völker von „1984“ und „Fahrenheit 451“.