Die Natur ist vom winterlichen Eis befreit, das fließende Wasser wird als erlösend empfunden. „Wasser besitzt die Eigenschaft, ihm einmal aufgeprägte Informationen zu speichern und solche Informationen an andere Systeme wie z.B. lebende Organismen zu übertragen.“ Solche und ähnliche Sätze findet man auf Esoterikseiten im Internet und in der esoterischen Literatur tausendfach, wobei immer wieder von „Schwingungen“ und „Informationsspeicherungen“ des Wassers die Rede ist. Diese Schwingungen sind oberflächliche Behauptungen, denn jede Schwingung kann durch Frequenz, Amplitude und andere physikalisch eindeutig definierte Messgrößen beschrieben werden. Diese Angaben fehlen in der esoterischen Literatur, sind also nicht relevant.
Wie sieht es mit der Informationsspeicherung aus? Ein Wassermolekül besteht aus zwei Atomen Wasserstoff und einem Atom Sauerstoff, die chemische Formel lautet H2O. Das Molekül hat eine V-Form, wobei das Sauerstoffatom zwischen den Wasserstoffatomen sitzt. Wegen der Winkelform zieht das starke Sauerstoffatom Elektronen an sich, daher ist das Sauerstoffatom elektrisch anders gepolt als die Wasserstoffatome. Wasser ist daher ein „Dipol“. Ein Dipol ist im Grunde ein Molekül, das aus elektrisch unterschiedlich gepolten Elementen besteht und räumlich unsymmetrisch aufgebaut ist. Dipole haben die Eigenschaft, gute Lösungsmittel zu sein. In der Chemie kennen wir viele Dipolsubstanzen, wie etwa Alkohole, Säuren und viele andere. Informationen können sie nicht speichern.
Leben ist ohne ein Lösungsmittel nicht möglich. Alle Lebewesen verwenden Wasser, weil es auf der Erde besonders häufig vorkommt. Wasser wird wegen seiner großen Bedeutung seit Jahrtausenden mit Mythen überfrachtet. „Wasser ist Leben“ klingt nett, ist aber genauso falsch wie die Behauptung, Wasser könne Informationen speichern. Demnach hätte die Bregenzer Ache an der Mündung mehr Wissen angehäuft als in Mellau. Der rund 10.000 Jahre alte Bodensee müsste seit seinem Bestehen alle Informationen sämtlicher Zuflüsse enthalten. Die Weltmeere müssten demnach über alle Informationen der letzten Jahrmilliarden verfügen, ein Wassercomputer der Erdgeschichte.
Der japanische Politikwissenschaftler Masaru Emoto behauptet, Wasser „merkt sich“, was seine Umgebung denkt und fühlt. Liebevolle Worte bilden sich im Wasser als prächtige Kristalle ab, hasserfüllte Worte als unförmige, trübe Gestalten. Emoto meint sogar, Wasser könne gute von schlechter Musik unterscheiden. Laut Emoto kann Wasser seine Erinnerungen auch verlieren, also Demenz zeigen. All das ist nichts als physikalisch-chemischer Unsinn.