Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

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Die Volksbegeisterung in unsern letzten Freiheitskriegen ward wie die Jungfrau von Orleans unter ihrer eigenen Fahne begraben.
(Wolfgang Menzel)


28. März 2024


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DEMENTES WASSER (1)


Die Natur ist vom winterlichen Eis befreit, das fließende Wasser wird als erlösend empfunden. „Wasser besitzt die Eigenschaft, ihm einmal aufgeprägte Informationen zu speichern und solche Informationen an andere Systeme wie z.B. lebende Organismen zu übertragen.“ Solche und ähnliche Sätze findet man auf Esoterikseiten im Internet und in der esoterischen Literatur tausendfach, wobei immer wieder von „Schwingungen“ und „Informationsspeicherungen“ des Wassers die Rede ist. Diese Schwingungen sind oberflächliche Behauptungen, denn jede Schwingung kann durch Frequenz, Amplitude und andere physikalisch eindeutig definierte Messgrößen beschrieben werden. Diese Angaben fehlen in der esoterischen Literatur, sind also nicht relevant.

Wie sieht es mit der Informationsspeicherung aus? Ein Wassermolekül besteht aus zwei Atomen Wasserstoff und einem Atom Sauerstoff, die chemische Formel lautet H2O. Das Molekül hat eine V-Form, wobei das Sauerstoffatom zwischen den Wasserstoffatomen sitzt. Wegen der Winkelform zieht das starke Sauerstoffatom Elektronen an sich, daher ist das Sauerstoffatom elektrisch anders gepolt als die Wasserstoffatome. Wasser ist daher ein „Dipol“. Ein Dipol ist im Grunde ein Molekül, das aus elektrisch unterschiedlich gepolten Elementen besteht und räumlich unsymmetrisch aufgebaut ist. Dipole haben die Eigenschaft, gute Lösungsmittel zu sein. In der Chemie kennen wir viele Dipolsubstanzen, wie etwa Alkohole, Säuren und viele andere. Informationen können sie nicht speichern.

Leben ist ohne ein Lösungsmittel nicht möglich. Alle Lebewesen verwenden Wasser, weil es auf der Erde besonders häufig vorkommt. Wasser wird wegen seiner großen Bedeutung seit Jahrtausenden mit Mythen überfrachtet. „Wasser ist Leben“ klingt nett, ist aber genauso falsch wie die Behauptung, Wasser könne Informationen speichern. Demnach hätte die Bregenzer Ache an der Mündung mehr Wissen angehäuft als in Mellau. Der rund 10.000 Jahre alte Bodensee müsste seit seinem Bestehen alle Informationen sämtlicher Zuflüsse enthalten. Die Weltmeere müssten demnach über alle Informationen der letzten Jahrmilliarden verfügen, ein Wassercomputer der Erdgeschichte.

Der japanische Politikwissenschaftler Masaru Emoto behauptet, Wasser „merkt sich“, was seine Umgebung denkt und fühlt. Liebevolle Worte bilden sich im Wasser als prächtige Kristalle ab, hasserfüllte Worte als unförmige, trübe Gestalten. Emoto meint sogar, Wasser könne gute von schlechter Musik unterscheiden. Laut Emoto kann Wasser seine Erinnerungen auch verlieren, also Demenz zeigen. All das ist nichts als physikalisch-chemischer Unsinn.




© 2013 Rudolf Öller, Bregenz



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Hermann von Helmholtz
(1821-1894)
war Arzt, Physiologe, Physiker, Philosoph, kurzum ein Universalgelehrter, wie es ihn heute nicht mehr gibt. Er war in der Medizin, in der Physik und in der Biologie zu Hause. Respekt!

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
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"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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