Welt der Naturwissenschaften
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ÜBERFLIEGER |
„Das bringt doch nichts“ sagt der Mann von der Straße und lächelt wissend. Sehen wir uns also einige dieser bringt-nichts-Projekte an und nummerieren wir sie der Übersichtlichkeit halber durch. (1) Ein Mann an der Universität Würzburg pumpt Glasröhren luftleer und schickt durch die in diesem Glas eingeschmolzenen Elektroden eine Spannung von mehreren tausend Volt. Die Röhre fluoresziert. Kindisch und sinnlos? (2) Ein kleiner Beamter am Patentamt in Bern denkt monatelang darüber nach, was passiert, wenn man einem Lichtstrahl nachzulaufen versucht. Er kommt zu der Vermutung, dass an der Definition von Materie und Energie etwas übersehen wurde. Eine Spinnerei? (3) Ein Biologe spielt im Kindesalter mit Gänsen und wundert sich über ihr Verhalten. Er grübelt jahrelang darüber nach und schreibt Bücher. Kurios? (4) Ein Schweizer Biologe wundert sich, dass manche Bakterien Attacken von Viren überstehen. Er überprüft die Sache. Überflüssig? (5) Ein Amerikaner züchtet jahrelang Fliegen und wird wegen der Resultate stutzig. Abseitig? Wir spielen die Geschichte vermeintlich zweckloser Experimente weiter. (6) Da hatte doch ein österreichischer Arzt nichts Besseres im Sinn, als das Blut seiner Kollegen in Blutkörperchen und Blutplasma zu trennen und untereinander zu vermischen, und wofür? So gut wie alle Erkenntnisse, die uns zugutekommen, haben wir der Grundlagenforschung zu verdanken. Lösen wir die Beispiele auf. (1) führte Konrad Röntgen zur Entdeckung der Röntgenstrahlen, (2) erbrachte durch Albert Einstein die spezielle Relativitätstheorie, (3) revolutionierte durch Konrad Lorenz die Evolutionstheorie und damit das Bild vom Menschen, (4) führte Werner Arber zu einer Entdeckung, die die Gentechnik begründete, (5) brachte Thomas Hunt Morgan zur Erkenntnis, dass die Gene auf den Chromosomen liegen und (6) führte Karl Landsteiner zur Entdeckung der Blutgruppen. Die Geschichte vergleichbarer Erfolge kann man endlos fortsetzen. Der Nobelpreisträger Joseph John Thomson beklagte einmal den mangelnden Erfolg staatlicher – und damit notorisch bremsender - Institutionen. Thomsons Sohn George, ebenfalls ein Nobelpreisträger, zitierte seinen Vater: „Hätten Regierungslaboratorien bereits in der Steinzeit gearbeitet, wir hätten wunderbare Steinbeile, niemand hätte jedoch die Metalle entdeckt.“ Felix Baumgartner hat mit Hilfe privater Sponsoren als erster Mensch im freien Fall die Schallmauer durchbrochen. Was es wissenschaftlich bringt, wissen wir noch nicht, aber solange ein einziger Formel-1-Rennstall 150 Millionen Dollar jährlich kostet, waren diese einmalig investierten 50 Millionen Dollar eine akzeptable Investition. |
© 2012 Rudolf Öller, Bregenz |
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