Nobelpreise werden seit über hundert Jahren vergeben. Die meisten Nobelpreisträger sind nur Insidern bekannt. So kennt beispielsweise kaum jemand die Herren John Bardeen, Walter Brattain und William Shockley, obwohl sie mit dem Transistor eine der wichtigsten Erfindungen des 20. Jahrhunderts gemacht hatten. Ohne dieses Gerät gäbe es keine leistungsstarken Computer, keine moderne Unterhaltungselektronik und kein Internet. Andere Nobelpreisträger wie Albert Einstein kennt fast jeder, aber es ist wenig bekannt, dass er seinen Physiknobelpreis nicht für die Relativitätstheorie erhalten hat, sondern für die Entdeckung des photoelektrischen Effekts. Einstein hat erstmals beschrieben, wie energiereiche Lichtteilchen aus fester Materie Elektronen herauslösen können.
Unter den vielen Nobelpreisträgern gab es einige wenige, die zwei Nobelpreise erhielten, wie Marie Curie, Frederick Sanger und der bereits erwähnte John Bardeen. Linus Pauling ist ein besonderer Fall, weil er wegen einer vorschnell veröffentlichten und fehlerhaften Publikation im Bereich der Biochemie einen dritten Nobelpreis nur knapp verpasste.
Manchmal schreiben Nobelpreisträger Militärgeschichte. Der deutsche Nobelpreisträger Philipp Lenard, der als Kriegshetzer und wissenschaftlicher Berater Adolf Hitlers die Atomphysik als „Judenphysik“ bezeichnet hatte, hielt die Atombombe für eine jüdische Schnapsidee. Hitler glaubte ihm und investierte stattdessen in Panzer, U-Boote und Flugzeuge, immerhin auch in Raketen. In den USA drängten indessen drei jüdische Physiker, Nobelpreisträger Albert Einstein und seine Kollegen Leo Szilard und Edward Teller, den damaligen Präsidenten Roosevelt, die Atombombe bauen zu lassen, was dieser auch tat.
Bei den Literaturnobelpreisen spielten und spielen auch politische und ideologische Motive, mitunter sogar das Privatleben wie bei August Strindberg, eine Rolle. Aus verschiedenen fragwürdigen Gründen erhielten Schriftsteller der Weltliteratur wie Leo Tolstoi, Anton Tschechow, Mark Twain, Arthur Schnitzler, Robert Musil, James Joyce und andere keinen Literaturnobelpreis. Henrik Ibsen hatte einen Schlaganfall erlitten und bekam den Nobelpreis nur deswegen nicht, weil man fürchtete, er könnte die Preisverleihung im Dezember nicht mehr erleben.
Der VN-Scheinwerfer stellt seit Jahren die aktuellen wissenschaftlichen Nobelpreisträger und ihre Erfindungen und Entdeckungen vor. Ab diesem Jahr werden auch die Nobelpreisträger vorgestellt, die ihre Auszeichnung vor hundert Jahren erhalten haben. Die Leserschaft wird mitunter staunen, welche wissenschaftlichen Errungenschaften bereits ein Jahrhundert alt sind.